Nach gut 3 Jahren war es wieder soweit: Eisbrecher traten im Rahmen der „Festung Köngistein Open Air“-Saison auf. Wer nicht die Möglichkeit des Shuttleangebots aus der Sächsischen Hauptstadt genutzt hat, musste die 800 Meter vom Parkplatz zurücklegen – einschließlich 247 Meter Höhenunterschied. Ja, da weiß man dann auch, was man gemacht hat ? … Zum Glück durfte man die letzten Meter per geräumigen Fahrstuhl zurücklegen. Auch eine interessante Art des Konzerteinlasses, besonders da sich der Fahrstuhlführer als waschechter Bayer mit Sonnenbrille, Capy und flotten Mundwerk entpuppte: Alexx Wesselsky ließ es sich nicht nehmen, die Konzertgäste persönlich zu begrüßen und einen Rundgang durch die Festung einen wärmstens an Herz zu legen.
Viele folgten der Empfehlung, wodurch die Menschenansammlung vor der Bühne recht übersichtlich war, als die Vorband ONE|CINEMA (Fotos hier) pünktlich begann. Und auch im Verlauf der nächsten halben Stunde getrauten sich nicht unbedingt mehr Gäste nach vorn, war der Ton doch ein wenig zu laut und die Performance ein wenig zu unsicher.
All dies änderte sich, als die ersten Töne des Songs Verrückt über den Kasemattenhof schallte, Drummer Achim, Bassist Rupert, und die Gitarristen Jürgen und Pix die Bühne betraten und Sänger Alexx einen wahren Geldregen über das Publikum niedergehen lies.
Eisbrecher demonstrierte in den nun folgenden gut anderthalb Stunden die Schmuckstücke aus 13 Jahren Bandgeschichte. Dass das erst im letzten Jahr veröffentlichte Album Schock nicht von ungefähr den Status „Gold“ erhielt, erkannte man daran, dass der Text zu dem darauf befindlichen Song Himmel, Arsch und Zwirn fast komplett alleine lautstark vom Publikum dargeboten wurde und so Alexx seine Stimme für die insgesamt 16 Songs dieses Abends schonte.
Und das Eisbrecher nicht nur eine Vereinbarung mit den Göttern der Natur getroffen hatten, was das Wetter betraf – hatte es doch noch an den Tagen zuvor aus Eimern geschüttet – so senkte sich zum gefühlvollen Song Herzdieb die Nacht über das Elbsandsteingebirge hinab.
Dann war ich wiederum sehr froh, dass der Schneeschauer zum Titel Eiszeit hausgemacht war, da die Temperaturen allein an diesem Tag im Juli nicht wirklich sommerlich waren.
Auf eine andere Art und Weise war ich beeindruckt als zum vorletzten Song des Abends sich im Bühnenhintergrund überdimensionale Schilder hochgehalten wurden mit kritzelig dahingeschmierten Floskeln. Nagel auf den Kopf getroffen: This is Deutsch! Für diese so geliebte typisch ehrliche und knallharte Art der Musiker wurde dann gern ein noch intensiverer Applaus gespendet.
Und mit Ohne Dich im Ohr stiegen dann die über 700 Gäste nach einem Plausch, den lohnenswerten Merch-Shopping und dem Genuss des abwechslungsreichen Getränke- und Speiseangebot vor Eintritt der Geisterstunde von der Festung hinab.
Und während Ines mit dem Rucksack voller Impressionen und ich mit einem Kopf voll textlichen Eindrücken dem Parkhaus am Fuße des Berges entgegenschritten, vorbei am freundlich dreinschauenden Softeisverkäufer, kommt in mir der Gedanke „Das machen wir mal wieder.“ – aber hoffentlich dauert es nicht wieder 3 Jahre, wenn es heißt „Eisbrecher erobern die Festung Königstein“!
Setlist Eisbrecher: Verrückt / Willkommen im Nichts / Augen unter Null / Fehler machen Leute / Leider / Prototyp / Himmel, Arsch und Zwirn / Herzdieb / So oder so / Eiszeit / Die Engel / 1000 Narben / Miststück / Volle Kraft voraus / This is Deutsch / Ohne Dich
Text: Ginger Chan
Photos: Ines Dragon (Ines Dragon – Konzertfotografie & more)