Book Review: E.F. v. Hainwald – „Cyberempathy“

Die anhaltende Pandemie hat nicht nur Auswirkungen auf Live-Events, sondern auch auf den Büchermarkt. Denn da es kaum Sinn machte, Flyer zu verteilen oder Zeitungsanzeigen zu schalten, ist auch weniger Altpapier angefallen, dessen Anteil nun fehlt für Druckerzeugnisse (Spoiler: Toilettenpapier kann auch betroffen sein ;). Somit ist es schon jetzt empfohlen sich im Handel zu bedienen, bevor das beliebteste Weihnachtsgeschenk nicht unterm Baum liegen kann: ein Buch!

Und gleich drei verschiedenen Genres bedient Jungautor E.F. v. Hainwald in sechs Romanen. Eines davon ist Cyperempathy und hat weit über die Fantasy/Cyperpunk-Community Anhänger gefunden, wie Leserin Simone Stüber – selbsterklärter Thriller-Fan – mit ihrem Review zum Werk beweist, von dem bereits das Spin-Off Emotiondancer entstanden ist und zudem – so wird gemunkelt – vielleicht auch noch ein Prequel folgen wird.

Doch bleiben wir beim 2017 erschienen Hauptwerk und übergeben wir nun das Wort an Simone:

„Sicherheit, Gleichtheit und Einigkeit…
Herzlich Willkommen in E.F. v. Hainwalds Stadt Skyscrape, einer Stadt, die einen so schnell nicht wieder loslassen wird…

Hier lebt Leon, von Beruf Erinnerungskonstrukteur, ein scheinbar perfektes Leben. In Skyscrape verlässt man sich völlig auf das Cybernet, welches mit allem und jedem verbunden ist. Dank dieser Verbindung scheinen Schmerz und negative Gefühle völlig fremd. Kybernetik und Genetik sorgen für ein langes, gesundes und schönes Leben.
Durch einen dubiosen Auftrag, den Leon vermasselt, wird er in die unteren Ebenen der Stadt verbannt, die so gar nichts mit dem Skyscrape zu tun haben wie er es kennt. Hier unten existiert kein Cybernet und zum ersten Mal fühlt er auch negative Gefühle und Schmerz. Hier unten herrschen Gewalt, Verbrechen, Ungerechtigkeit und das Leben ist alles andere als sicher. War es in der Oberstadt noch gang und gäbe den Körper mit hochmoderen Technologien aufzupimpen, so existieren in den unteren Ebenen nur ausgemusterte Technologien. Wenn er überleben will, muss Leon lernen, mit all dem umzugehen. Bei diesem Kampf lernt er jemanden kennen, der ihm zeigt, dass künstliche Empathy, wie sie in er Oberstadt herrscht, von vielen gar nicht gewünscht ist. Und Leon stellt sich die Frage, ob die Einigkeit und Sicherheit der Oberstadt um so vieles besser war, als seine Freiheit und seine Individualität, die er in der Unterstadt gefunden hat. Dabei ist er immer im Visier der Obrigkeit von Skyscrape, der die unteren Ebenen schon immer ein Dorn im Auge waren….

Das Ende von Cyberempathy kommt unerwartet und mit einem ordentlichen Gefühlschaos für den Leser daher. Es lässt Fragen offen, über die man noch lange nachdenkt. Für Fans von Dystopie und Sci/Fi ein absolutes Muss.
Der detaillierte und bildgewaltige Schreibstil Hainwalds lässt die Stadt und die Charaktere regelrecht lebendig werden. Auch das Cover und die Buchgestaltung sind grandios und man sieht, wieviel Herzblut darin steckt.
Es ist ein rundum gelungenes Buch, das einen eintauchen lässt in die Welt der künstlichen Empathie und auch wer nicht viel mit Technologien am Hut hat, wird diese Geschichte um Leon lieben.

Hainwald hat mit Skyscrape ein wahnsinnig interessantes Setting erschaffen und wer von der Stadt nicht genug bekommen kann, der sollte direkt danch Emotiondancer lesen. Es ist keine Fortsetzung, aber ein SpinOff, sprich gleiches Setting, Jahre später, nachdem Cyberempathy endete. Und vielleicht auch mit dem ein oder anderen bekannten Chara…
Und wer Hainwalds unkonventionellen Schreibstil mag, der sollte auch auf seiner Homepage www.hainwald.de vorbeischauen. Dort gibt’s noch weitere, wirklich lesenswerte Bücher von ihm!“

Und nicht nur der Schreibstil ist unkonventionell, sondern auch die Gestaltung des Buchbands selber. Als Grafikdesigner und Fotograf lag es für den Autor geradezu auf der Hand, bei den insgesamt über 500 Seiten nicht nur in Worten mitzuwirken. Seine Designs prägt darüber hinaus viele Bände des GedankenReich Verlags und sein Schreibstil wurde ein Teil von dem bald beim Legionarion-Verlag erscheinenden Kurzgeschichtenband Die Fünfte Welt.

Im Übrigens ist Cyberempathy perfekt auf den oben erwähnten Papiermangel vorbereitet. Denn in dieses Jahr ist zu dieser Tech-Utopie eine Hörbuchfassung erschienen. Alle Bücher von E.F. von Hainwald gibt es natürlich auch als E-Book. 😉

Text: Ginger
Review: Simone Stüber
Photo / Artwork: E.F. v. Hainwald

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