Album Review: Erdling – „Yggdrasil“

Der vor wenigen Tagen erschienen Silberling Yggdrasil lässt vermutlich nicht nur die Herzen von Erdling-Fans höher schlagen, sondern dürfte mit den abgelieferten harten Tönen deutlichen Neuzulauf verzeichnen.

Die Band erliegt aber trotzdem nicht dem „Mainstream“, sondern verdeutlicht eher das eigens präsente Interesse mit dem Vertonen des eigenen Band-Emblems: Yggdrasil, der Weltenbaum. Die Jungs zeigen in Form des hier abgelieferten Albums, dass es sich durchaus lohnt, sich wieder auf die alten Werte und Traditionen zu besinnen – und auch und besonders die Vergänglichkeit des Seins in allen Facetten zu besingen.

Dass Vergänglichkeit eben auch mit Umweltschutz zu tun hat, verdeutlicht schon der Opener Hel, bei dem eine Frauenstimme einleitet, dass die Welt sich verändere, der Weltenbaum somit stirbt.
Man würde sich aber an dieser Stelle ein kein so abruptes Ende wünschen, sondern einen fließenderen Übergang zu Blizzard mit einem längeren Nachklang. Das hier hat beim ersten Hören ein bisschen was von Werbeansage. Aber wenn Erdling nach dem Eisgott rufen, kann man gar nicht anders als mitzuwippen und die Beats gehen nicht nur ins Ohr, sondern direkt in den ganzen Körper über.

Weiter geht es mit Wir sind Midgard. Auch hier schlägt einem der voluminöse Sound entgegen und bei genauerem Hinhören kann man auch hier nicht anders, als zustimmend mitzubangen. Etwas ruhiger geht es dann bei dem Folgetitel Hundert Welten zu. Gekonnt verbinden sich elektronische Sounds mit Gitarrenriffs und geben dem musikalischen Kampf und dem Ritt mit den Walkyren die nötige Untermalung. Gleiche Melancholie gilt für Am heiligen Hain, welcher sich ebenso bedächtig des Themas „Sterben“ annimmt und sehr eindringend wirkt, aber nicht an Beats schwächelt.

Recht kraftvoll geht es auch bei Im Namen der Krähe zu, aber das ist auch wenig verwunderlich, holen sich Erdling für diesen Track tatkräftig voluminöse Unterstützung von Robsen von Equilibrium dazu. Mit seinen Growling-Parts verpasst er dem Titel die nötige Düsternis und Authentizität in Sachen „Germanischer Mythologie“. Ein guter Schachzug!
Einen Kontrast liefert hierzu Sturmfänger und lässt es einmal mehr ruhig angehen. Auch das Thema „Verlust“ ist hier mehr als deutlich und ist gleichzeitig der längste Titel des Albums.
Blut und Erde dreschen sich dagegen wieder mitten in den Gehörgang, denn der Refrain wird eingangs mehrmals wiederholt und die Stampfbeats tun ihr Übriges. Sich diesem Titel zu entziehen, dürfte da schwierig werden und die Angst kennt auch kein Erbarmen bei Grendel und beißt sich ebenso musikalisch ins Ohr, wie die Figur, die hier besungen wird. Hier zeigen die Jungs um Neill Freiwald deutlich, wofür sie stehen.

Bei Wölfe der Nacht wird man mit etwas poppigeren Tönen überrascht. Auch hier holten sich Erdling einen Gast dazu, nämlich keinen geringeren als Chris Pohl von Blutengel. Selbstverständlich verpasst er diesem Track einen ordentlichen Gothic-Touch. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass sich hier die stimmliche Balance deutlich zeigt: diese beiden Stimmen machen diesen Song zu einer Gothic-Hymne und dürfte zum Dauerbrenner mancher Party werden.

Der titelgebende Song und gleichzeitig Abschluss des Albums Yggdrasil kommt dagegen nochmal ordentlich folkig daher, bei den Lyrics aber zeigt es mitunter Schwächen. Trotzdem verabschiedet Yggdrasil sich so als angemessenes Outro.

Da haben Erdling tatsächlich mächtig was Ordentliches abgeliefert! Kalkuliert eingesetzte Aggressionen gepaart mit den nötig eingängigen Beats machen was Rundes aus diesem Album, kann aber mitunter über leichte Schwächen nicht hinwegtäuschen. Aber da geht noch was. Weiter so Jungs!

Tracklist: 01. Hel (Intro)
02. Blizzard
03. Wir sind Midgard
04. Hundert Welten
05. Am heiligen Hain
06. Im Namen der Krähe (feat. Robse Equilibrium)
07. Sturmfänger
08. Blut und Erde
09. Grendel
10. Wölfe der Nacht (feat. Chris Pohl)
11. Yggdrasil
Release: 10. Januar
Genre: Pagan Rock
Label: Out Of Line
Anspieltipp: Im Namen der Krähe, Blut und Erde
Homepage: www.erdling-band.de

 

Text: Dagmar Urlbauer

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