CD Review: Koraktor – „Bestie Mensch“

Das Schweizer Trio Koraktor entstand 2007 aus musikalischen Experimenten – Gabriel K. (Gesang und Synthesizer), Phil T. (Gitarre) und Swen K. (Bass) fanden sich zusammen, um sich den Schattenseiten der menschlichen Existenz, den Zweifeln, der Selbstzerstörungswut des Menschen und den verlorenen Momenten im Leben zu widmen. Dabei wird ihr Sound von elektronischen Rhythmen, Orgeln sowie Bass- und Gitarrenklängen dominiert. Verbunden mit der Bassbariton-Stimme von Gabriel und den morbid-mystischen Texten sind Koraktor somit eine Band, die perfekt in das Genre der Neuen Deutschen Todeskunst (NDT) hineinpasst.

Nun erscheint nach ihrem Debüt-Album Nacht Bilder (VÖ 2010) und der EP Abgrund (VÖ 2013) ihr zweites Album Bestie Mensch. Ein zehn Songs umfassendes Werk, das durch ein orchestrales Synthie-Feuerwerk, unterlegt mit drückenden Bass-Klängen und schleppenden Gitarrenriffs überzeugen kann.

Eröffnet wird Bestie Mensch mit dem Song Endzeit. Beginnend mit sanften und lieblichen Synthie-Klängen, wächst er rasch zu einem gewaltigen, epochalen Stück an, das von drückenden elektronischen Klängen dominiert wird. Schwermütig und niederschmetternd handelt Endzeit von dem drohenden Untergang der Menschheit, den wir uns durch unser Verhalten – Egoismus, Hochmut, Manipulation und Ausbeutung – nur selbst beschert haben. Ähnlich düster geht es mit Todesfuge weiter. Ursprünglich in Gedichtform von Paul Celan stammend, erinnert diese gesungene Interpretation etwas an eine Oper und durch militärische Trommeln wird zudem eine besonders dunkle Atmosphäre erzeugt. Masken beginnt mit schweren Orgel-Klängen und der tiefen, drohenden Stimme von Gabriel. Getoppt wird der Mix mit rockigen Gitarrenriffs und tanzbaren Synthie-Sounds. Koraktor laden hier zum Maskenball, doch nicht zu einem fröhlichen. Der Song steckt voller Kritik und die Message ist klar: ein jeder Mensch trägt eine Maske, mit der er sich der Welt präsentiert, und nur Wenige vermögen es, dahinter zu schauen und die Abgründe zu erkennen.

Ein etwas zarteres Stück – zumindest musikalisch – findet man auf Bestie Mensch mit Dein Märchen. Textlich ist dieser düstere Track von Depression, Selbstzweifeln und Einsamkeit geprägt. Weiter geht es mit Völkerschlacht – ein militant rockiger Song, der sehr detailreich von Krieg und Tod handelt. Vor allem in der heutigen Zeit, in der sich verrückte Staatsmänner mittels Raketen profilieren und vergleichen und ein Krieg jederzeit möglich wäre, ist dies ein Song, der zum Nachdenken anregt und die allgegenwärtige Gefahr verdeutlicht. Passend dazu und zum Opener schließt Der Letzte Tag an, bei dem quasi die Folgen der beiden thematisch vorangegangenen Titel beleuchtet werden.

Bei Nur Ein Gedanke gibt es zur Abwechslung auch klassische Klavier-Klänge zu hören. Lyrisch geht es in diesem Song um die inneren Gedanken des Protagonisten, die Zweifel sowie die Sehnsüchte, die er verspürt. Kalter Asphalt befasst sich mit dem schweren Leben eines Mädchens, das beginnend mit einer schweren Kindheit auch ihr erwachsenes Leben nie wirklich in den Griff bekam und letztendlich daran zugrunde geht. Mit Zürich Brennt geht es düster und schwermütig weiter. Ein von Hass zerfressener Geist, der es leid ist und allem ein Ende setzen will. Wurde bisher nur vor Untergang und Zerstörung gewarnt, so werden sie mit diesem Titel auch umgesetzt.

Abgerundet wird Bestie Mensch mit Ohne Klage – hier zeigen Koraktor noch einmal, was dieses Album zu dem macht, was es ist. Orchestral, düster und mit tiefem Gesang garniert präsentieren sie hier eine Gothic-Rock- und NDT-Ballade, die davon handelt, dass es trotz all dem Schutt und dem Schlechten des Lebens immer irgendwie weiter gehen muss.

Abschließend bleibt zu sagen, dass Koraktor auf diesem Album durchweg eine düstere, fast schon apokalyptische Atmosphäre dominieren lassen, die nicht nur perfekt zum Genre Neue Deutsche Todeskunst passt, sondern auch zum Albumtitel Bestie Mensch, sowie zur auf dem Album vorherrschen Thematik. Ein Gesamtpaket, das an Schwermut wohl kaum zu übertreffen ist.

Tracklist: 01. Endzeit
02. Todesfuge
03. Masken
04. Dein Märchen
05. Völkerschlacht
06. Der Letzte Tag
07. Nur Ein Gedanke
08. Kalter Asphalt
09. Zürich Brennt
10. Ohne Klage
Release: 03. November 2017
Genre: Darkwave, Neue Deutsche Todeskunst
Label: Danse Macabre
Anspieltipp: Dein Märchen, Nur Ein Gedanke, Zürich brennt
Homepage: www.koraktor.ch

Text: Steph Lensky

Tagged .Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentare sind geschlossen.