CD Review: Roterfeld – „Hamlet at Sunset“

Was lange wehrt, wird endlich gut. So sagt man. Bei Rotenfeld dauerte es knapp 7 Jahre. Doch nun ist es da, das zweite Album, genannt Hamlet At Sunset.

Was Mastermind Aaron Roterfeld die letzten Jahre so getrieben hat, kann man aus dem am 04. Mai erscheinenden Album förmlich heraushören. Jeder der 10 Songs scheint unter anderem Einfluss, unter anderen Erfahrungen geschrieben worden zu sein. In der Summe kann sich daraus der Soundtrack für den ganz persönlichen Sommer 2018 ergeben. Wie das Ganze im Einzelnen ausschaut, dazu kommen wir jetzt:

Los geht es ganz klassisch mit Gitarre und Schlagzeug, was solide daherkommt. Solider DarkRock à la Rotenfeld eben. No Friend Of Mine ist als echtes Lebenszeichen auf jeden Fall ein gut gewählter Eröffnungssong, der aber schon zum Ende hin auf die Vielseitigkeit von Hamlet At Sunset hinweißt. Denn so fleißig die Tonleiter rauf und runter mit Looping sind die Gesangsspuren in noch keinem Vorgängersong geklettert. 
Nach all dem würde dann doch eine richtig schöne Rock/Pop-Nummer gut tun, die man mit Bring Your Own Star To Life auch bekommt, welche vom Feeling her verdientermaßen die zweite Vorab-Singleauskopplung ist. Mehr zum Hintergrund gibt es in unserem Video-Review

Selbstverständlich darf man auch Großes erwarten vom Aaron Roterfeld, der hierfür I Want More geschrieben hat. Sowohl Lyric, Gesang und auch Melodie machen dieses Flehen nach dem Urgefühl schlechthin zu so einer Nummer für die Sommernacht. Und die, die es schon gefunden haben, die lehnen sich einfach am Lagerfeuer zurück und lassen die Aura vom Sea Of Stones wirken. 

Damit ist auch der Übergang zu tiefgängigsten Lied Father And Son bereitet, wo ich jetzt auch innehalten möchte und nichts Metaphorisches oder Bewertendes schreiben möchte. Nur so viel: Die Bereitschaft über die Musik eine Botschaft in die Welt zu pflanzen scheint öfters durch Bedenken zurückgehalten zu werden. Denn Wenige deuten mit dem Finger auf Ungerechtigkeiten, so wie es Rotenfeld hier tun; viele kratzen einfach nur mal eben mit dem Fingernagel daran. Aus den jüngsten Veröffentlichungen fiele mir da nur Children von Letzte Instanz ein (mehr Hintergründe dazu hier). Ein bisschen zu wenig in der heutigen Zeit und daher sei es hier explizit erwähnt.

Doch bei der Zusammenstellung der Trackliste wurde auch darauf geachtet, dass man auch wieder zu dem zurückfindet, was Musik auch machen soll: unterhalten. Somit wurde eine 2018er Version von Great New Life mit eingeschoben, die sich – entgegen der Originalversion – ein bisschen zurückhält, was sie aber auch darf, da somit der Bogen zum letzten Song gespannt wird, der eine richtige Spaßmachnummer ist, hier wieder untersetzt mit einem etwas anderen Musikarrangement. 

Auf dem neuen Album hat hier zwar nur ein Vertreter des bekannten Rotenfeld-DarkRocks Platz gefunden, aber Black Blood ist in sich so wuchtig, dass er völlig ausreicht. Denn hierfür wird man mit einem Portfolio an Songs belohnt, bei dem man sich für die jeweilige Gemütssituation seinen eigenen Soundtrack herauspicken kann.

Ein mehr als vielfältiges Album, bei dem die Genrezuordnung Kopfzerbrechen bereitet. Und vielleicht ist das genau auch das Gerne, was es bedienen will: Die Vielfältigkeit, ohne dabei jedoch überall wildern zu gehen oder den Hörer mit nur einem Favoriten allein zu lassen. Hamlet At Sunset verspricht, was ich mir von einem Nachfolgealbum in meinem Review zu Blood Diamond Romance erhoffte: Ein guter Whiskey braucht seine Zeit zum reifen, bevor er seine volle Kraft entfalten kann – alles andere wäre Ethanol. In dem Sinne: Skål!

Tracklist: 01. No Friend Of Mine
02. Bring Your Own Star To Life
03. I Want More
04. Flieg
05. Black Blood
06. King Of This Land
07. Sea Of Stones
08. Father And Son
09. Great New Life (Reborn)
10. You Are The One I’d Spend All My Money On
Release: 04. Mai 2018
Genre: Rock/Pop
Label: TrueArtistRecords
Anspieltipp: I Want More, King Of This Land, Sea Of Stones
Homepage: www.roterfeld.com

Text: Ginger Chan

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