Album Review: Silver Dust – „Lullabies“

Ende April öffnet das ‚Rock Cabaret‘ wieder seinen Tore, denn dann erscheint das Nachfolgewerk von Silver Dust zu House 21, welches bereits eine farbenreiche Reise über einen bizarren Jahrmarkt war. Dieses Mal gestaltet die Schweizer Band eine Szenerie in einer zerfallenen Klosterruine mit verschwungenen Gängen und großen Hallen. Man steigt – begleitet durch lateinische Gesänge – die steinige Stufen hinab zu einem Ort, in dem sich Gestalten mit tief ins Gesicht gezogenen Mönchskutten um eine Bühne versammeln, wartend auf das Quartett, dass diese endlich ihren theatralischen Rock – wie Silver Dust ihren Musikstil selbst bezeichnen – in der nächsten halben Stunde darbieten.

Als Mittelpunkt in diesem elfteiligen akustischen Theaterstück wird I’ll Risk It gesetzt, was ein Festschmaus für Musikliebhaber sein sollte, wird hier doch einmal ganz bewusst den Instrumenten der Vortritt gelassen. Der Gesang hält sich zurück, um seine Kräfte für den Folgetrack There’s A Place Where I Can Go zu sammeln, der nicht zu Unrecht dem Album vorausgeschickt wurde, zeigt es doch die stimmliche Bandbreite Lord Campbells. Diese setzte er genauso bereits bei Emeline und dem Song Stand By Me ein, bei welchem er aber noch einen leichten theatralischen-flehenden Touch beimischte. Bereits dort verspürte man den Drang ihm zuzurufen: „Aber klar bleibe ich bei dir und du in meiner Playliste ;)“. Das Schöne an Lullabies ist, dass sich dieser Impuls auch nicht ändert. Ein Album, was sein selbstgesetztes Thema auf so hohem Niveau durchzieht, gibt es selten.

Mit Forever erlaubt sich die Band zum Schluss noch einen Brückenschlag zu ihrem vorangegangenen Theaterstück und steuern ihrem nunmehr vierten Album eine Classical Version von eben diesem bei, da der Track sich zu einem echten Publikumsliebling gemausert hat. War ja auch in meinem Review so. 🙂

Wenn Tim Burton Musik anstatt Film machen würde, würde es höchstwahrscheinlich so klingen wie Lullabies: magisch-bizarr und fantasievoll. Sowohl die Harten als auch die Zarten kommen bei diesem Album voll auf ihre Kosten. Für mich kreiert Silver Dust ein ganz eigenes Genre, dass ich – anlehnend an IAMX – gern die Bezeichnung #RockCabaret verleihen würde. Denn genau wie IAMX eine ganze Welt mit Tönen gestaltet, genauso gelingt dies bei Silver Dust. Nur eben als rockige Variante. 🙂

Wie von ihren zahlreichen Touren mit Lordi, Battle Beast, Moonspell und Rotting Christ bekannt ist, verwandeln die Schweizer ihre Bühnenperformance in eine magische Erlebniswelt und so ist zu erwarten, dass die ‚musikalische Vernissage‚ ein ebenso magischen Erlebnis wird. Also safe the day am 30. April in Neuchâtel!

Tracklist: 01. The Pact
02. Emeline
03. Follow Me
04. Eternité
05. Stand By Me
06. I’ll Risk It
07. There’s A Place Where I Can Go
08. Animals Swing
09. Burlesque
10. Echoes Of History
11. Forever (Classical Version)
Release: 29. April 2022
Genre: Rock Cabaret
Label: Escudero Records
Anspieltipp: I’ll Risk It, There’s A Place Where I Can Go
Homepage: www.silver-dust.net

 

Text: Ginger

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