CD Review: Solar Fake – „You Win. Who Cares?“

Wie gut, dass You Win. Who Cares? am Freitag endlich erscheint, damit Sick of You gleich für das Wochenende in die DJ-Playlisten aufgenommen werden kann. Denn wenn bei diesem Wut-Song der Refrain einsetzt, kann man die im Strobolicht tanzenden Körper vor seinem inneren Auge sehen. Hilfreich ist dabei die verfremdete Stimme von Singer/Songwriter Sven Friedrich von Solar Fake. Damit hat der Sound genau das umgesetzt, was die Lyrics ausdrücken. Wo wir dann auch schon mitten im Thema wären, welches sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht: Die Abrechnung mit vergangenen menschlichen Beziehungen. Bei diesem Stück, dem auch gleich mal ein Video spendiert wurde (siehe weiter unten) feier ich persölich Zeilen wie „While fighting with that selfie stick / Oh, you look so dumb it makes me sick“ so unglaublich. Sowas muss einfach mal raus. 🙂

Aber natürlich bekommt man auf diesem Werk auch die klare, ungefilterte Stimme von Sven Friedrich geschenkt. Damit man aber bei Wrong Direction nicht Gefahr läuft es in einen Zeraphine-Song abdriften zu lassen, wird im Refrain wieder ordentlich an den Reglern gedreht, was jedoch nicht unharmonisch klingt. Und daher bleibt man auch gleich bei A Bullet Left For You dabei.

Mit Invisible wurde dem Album ein Track spendiert, der soundtechnisch vom Dancefloor- in den Chilloutmodus fließt. Und nicht nur deswegen könnte ich mir vorstellen, dass sich Track No. 4 zu einem geheimen Favoriten mausert, da dieser auch textlich zwischen Anklage und Verletzung fließt, von dessen Grundstimmung noch einiges in Anything You Want hinüberfließt.

Was nicht so recht in mein Ohr fließen mag, ist Just Like This. Die Harmonien hören sich ein bisschen zu kantig an als wie man es von Solar Fake gewöhnt ist. Beinahe so, als ob dieser Track beim Mastern übersehen worden ist bei einem ansonsten fein ausproduzierten Album. Aber ein Track muss ja das Schlusslicht bilden und wenn man anschließend Too Late serviert bekommt, hat man hier den Track, der ganz oben steht. Und es ist ein perfektes Timing, dass dieser Song mit You Win. Who Cares? im Spätsommer veröffentlicht wird, wo sich die Temperaturen abkühlen, ähnlich wie es das Herz in Beziehungsdingen tut, wo sich auch der Nachfolgesong If This Is Hope wunderbar einfügt.

Aber dann ist es auch langsam genug mit Selbstbemitleidung. Bevor man darin nämlich droht zu versinken – die Stimme von Sven Friedrich ist einfach auch zu einzigartig nicht gedanklich abzudriften – wird man durch eine schreiende und verzerrte Voices und einen kräftigen, stampfigen Electrosound bei I Don’t Fight Back kräftig durchgewirbelt. Ein Song, der nicht schmusen, nicht kuscheln will und den es einfach egal ist, ob er akzeptiert wird. Eben genau wie die Message des Textes lautet: Ich komme an erster Stelle und meine Wünsche! Jawohl. 🙂

Und nach all der Aufregung und den Auf und Ab darf es dann natürlich ein Stück im bekannt-beliebten Sound des 2007 gegründeten Electro Pop – Projekts geben. Und unter uns: Einen passendere Abschluss als Fuck U hätte es für das am 31. August erscheinenden Album nicht geben können. Eine feine, runde Sache. 

Wenn einer der sympathischsten Menschen der Musikszene mal so richtig die Nase voll hat, klingt dies immer noch wunderbar angenehm, denn der Berliner hat sich dem Thema um zerbrochene menschliche Beziehungen von dem Stadium aus genähert, was es zu erreichen gilt: „Du meinst du bist der Gewinner? Ja, schön. Mir doch egal. Fuck U“. Und genauso mit sich im Reinen klingt You Win. Who Cares? – ein Album, was man sicherlich in der einen oder anderen Lebenssituation auch in vielen Jahren aus dem Regal holen wird. Nicht nur, weil der Sound auch so schön zeitlos klingt. 😉

Tracklist: 01. Sick of You
02. Wrong Direction
03. A Bullet Left for You
04. Invisible
05. Anything You Want
06. The Pain That Kills You Too
07. Just Like This
08. Too Late
09. If This Is Hope
10. I Don’t Fight Back
11. What If There’s Nothing
12. Papillon
13. Fuck U
Release: 31. August 2018
Genre: Electro / SynthPop
Label: Out Of Line
Anspieltipp: Invisible, Sick of You, Too Late
Homepage: www.solarfake.de

 

Text: Ginger Chan

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