Insight: Schattenmann im Interview

Im Rahmen ihrer „Komet“-Tour sind Megaherz zur Zeit auf den Bühnen des Landes unterwegs. Als Support mit dabei sind unter anderem die Senkrechtstarter von Schattenmann. Beim Gig in der Turbinenhalle in Oberhausen am 23.03. (ein Review zum Abend findet ihr hier) hat Redakteurin Angy beide Bands zum Interview getroffen.

Während ihr stellvertretend für Megaherz die beiden Gitarristen Christian „X-ti“ Bystron und Christoph „Chris“ Klinke Rede und Antwort standen (zum Interview geht’s hier entlang), musste sich für Schattenmann Frontsau Frank Herzig allein ihren bohrenden Fragen stellen. Wie souverän er das gemeistert hat, erfahrt ihr jetzt:

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Angy: Hallo Frank und Danke für die Zeit, die du dir genommen hast, um mir für Passion & Promotion ein paar Fragen zu beantworten. Vorab: Wie geht‘s euch?

Frank: Joah uns geht es gut! Danke der Nachfrage

Angy: Was habt ihr auf der bisherigen Tour an Eindrücken und Erlebnissen mitnehmen können? Wie ist es so mit AnnA Lux und Megaherz auf Tour zu sein?

Frank: Es ist wunderschön und es macht wahnsinnig viel Spaß! Wir sind von allein Eindrücken, die wir bisher gesammelt haben, total überwältigt. Ich meine mit Megaherz auf Tour zu gehen, der NDH-Band schlechthin, ist für uns eine ganz besondere Ehre. Die haben auch eine ganz tolle Crew und die Stimmung ist der Wahnsinn. Megaherz, so muss ich sagen, hat auch wirklich ein geniales Publikum, das uns mit offenen Armen empfängt. Und ja, AnnA Lux sind auch super lieb, völlig entspannt. Es ist rundum eine coole Tour/Travel-Party. Wie aus einem Bilderbuch quasi, es könnte nicht schöner gehen.

Angy: Ihr habt ja jetzt schon zahlreiche Auftritte hinter euch gebracht seit dem ersten Gig bis heute. Ist es dennoch anders, die erste Show – in Pratteln – einer Support-Tour zu spielen, als all die anderen Shows, auf die ihr zurück blicken könnt? Zu Beginn des Tourblocks habt ihr geschrieben „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“.

Frank: Es ist schon ein ganz anders Flair gewesen, als die allererste Show. Es war ja noch viel Unbekanntes dabei gewesen. Wobei die Show in Pratteln für uns ähnliches Flair hatte, da wir ja noch gar nicht wussten, was kommt da auf uns zu. Das erste Mal in der Schweiz, das erste Mal vor einem Megaherz Publikum. Ich meine Megaherz ist eine verdammt geile Band, da gibt es keine Frage und keinen Zweifel. Man muss da erstmal vor so einer Band als Support bestehen. Da waren wir schon nervös und es war schon etwas besonderes für uns, vor allem in Pratteln. Es war ja für uns da auch das erste Mal, wenn man es so möchte.

Angy: Was kam bisher an Feedback zu eurem Album Licht An an euch zurück? Wie sind die Reaktionen aller alten und neu dazu gewonnen Fans?

Frank: Also durchweg positiv – joah. Die Leute sind begeistert, bedanken sich stellenweise bei uns für’s Album, schreiben uns auch auf Facebook, dass sie das Album einfach toll finden und wir sind dann jedes Mal auf’s Neue überrascht, wie viele Leute im Publikum stehen und den einen oder anderen Song kennen, als auch mitsingen können. Ich glaube das ist ein guter Indikator dafür, dass Licht An in den Herzen der Leute leuchtet quasi. *schmunzelt*

Angy: Was ist euer Lieblingssong von Licht An und warum?

Frank: Die Frage wird mir tatsächlich öfter gestellt. Das ist so ein bisschen Tagesform abhängig und auch Wochenform. Also momentan bin ich gerade so ein Trümmer Und Staub Typ, hängt aber auch damit zusammen, dass es auch unser letzter Song im Set ist und immer dieses Finale zeigt. Er bewegt mich immer zutiefst auf der Bühne und mir geistert er aktuell im Kopf rum, er lässt mich einfach nicht los. Aber das kann morgen schon wieder ganz anders sein. Es ist wirklich schwierig einen Favoriten raus zu nehmen.

Angy: Jetzt mal näher zum Album. Erstmal Gratulation zur ersten Scheibe, zu „eurem Baby“. Jewelcase und Digipack sehen großartig aus und das, was man zu hören bekommt, ist wirklich klasse geworden. Was dient euch als Inspirationsquelle für die Themen die ihr ansprecht und die Musik die ihr komponiert?

Frank: Das sind die alltäglichen Dinge. Wir schreiben einfach über das, was uns bewegt und was uns im Kopf rumspukt. Wovon wir glauben, dass es auch mal erzählt werden muss. Sei es eigene Erlebnisse, die wir in den Songs verarbeiten oder auch sozialkritische Themen wie zum Beispiel bei Generation Sex, wo wir einfach der Meinung sind „Hey, darüber sollten wir einfach mal sprechen.“

Angy: Du sprachst ihn grad selbst an – der Track auf eurer Platte, der bereits seit seines Videoclip Releases für Aufregung und Aufsehen sorgte – Generation Sex. Was habt ihr an Reaktionen mitbekommen? Wird der Nagel auf den Kopf getroffen?

Frank: Nein, erstmal kommt es drauf an, wie viele Leute kennen die Nummer schon, wer ist da an Publikum. Jetzt gerade auf der Megaherz-Tour gibt es Viele, die den Song noch nicht kennen und wo für Viele noch das Set und wir neu sind. Da sehe ich schon oft verdutzte Gesichter im Publikum, manchmal auch etwas schockiert. Liegt wohl auch an der Gestik und Mimik, die wir bei dem Song drauf haben, was die Performance betrifft. Aber ich glaube, sobald der erste Schock überwunden ist und die Attitude des Songs bei den Leuten ankommt, feiern sie einfach nur noch und verstehen ihn dann auch wie er gemeint ist. Eben mit diesem Augenzwinkern und ich glaube, die tatsächliche Message um die es geht in dem Song, sehen die Leute tatsächlich erst, wenn sie sich intensiver mit dem Song auseinander gesetzt haben, sei es auf der Platte oder in Form des Musikvideos. Aber das ist ja auch normal. Ich denke, auf einem Konzert, beim ersten Mal, kann man sich nie so wirklich gut in einen Song reinhören, wie man es Zuhause auf der Couch oder im Auto tun kann wenn man die Platte vor sich hat. Da wo man ihn zweimal, dreimal ablaufen lassen und sich Gedanken machen kann wie „Meint er das auch so? Ist da Ironie mit dabei oder überzieht er es einfach nur? Ist es eine Metapher, die er benutzt?“ Ich glaube. das kommt im Nachhinein. Aber tatsächlich, beim ersten Hören sind sie etwas irritiert.

Angy: Was müsste sich ändern, damit es ein gesundes Maß zwischen „mithalten Können“ und „sich selber treu Bleiben“ gibt? Welcher Trend müsste gegen „Höher-Schneller-Weiter“ gesetzt werden? Was denkt ihr, warum verhalten sich die Menschen von heute so, vor allem die jüngere Generation?

Frank: In Generation Sex geht es ja um den „Höher-Schneller-Weiter“-Gedanken und um die Verrohung der Gesellschaft. Auch um dem Einfluss, den Jugendliche und junge Heranwachsende durch Medien ausgesetzt sind. Ich weiß nicht, ob sich tatsächlich was verändern muss im Sinne von, dass man das irgendwie reglementiert. Denn das Schöne an unserer Gesellschaft ist ja, dass Medien für jeden erreichbar sind und man sich informieren kann, dass man über seine Meinung offen sprechen kann, das hat ja auch viele Vorteile. Ich meine, wenn man sich mal China anguckt, wo verschiedene soziale Netzwerke blockiert werden, Videoplattformen blockiert werden und, und, und. Das ist ja nicht im Sinne des Erfinders. Also ich glaube nicht, dass man das in irgendeiner Weise reglementieren sollte. Ich bin eher der Meinung, dass der Umgang mit den Medien und mit den sozialen Netzwerken, dass da einfach besser aufgeklärt werden sollte. Dass die Jugend da sensibilisiert werden sollte und ich glaube auch, dass es ganz wichtig ist, dass sich Eltern mit dem Thema Social Media, YouTube und was es da alles gibt, auch besser auseinander setzen sollten. Denn nur wenn die Eltern wissen, welchen Einflüssen ihre Kinder ausgesetzt sind, können sie auch mit den Kindern darüber sprechen. Letztendlich dafür sorgen, dass sie A) es nicht falsch verstehen und B) sich vielleicht nicht zu Dingen hingerissen fühlen, die sich auf den zweiten Blick als tatsächlich fragwürdig erweisen.

Angy: Während des Tourblocks habt ihr unter anderem berichtet, „gefühlt kein Wochenende zu haben“ und logischer Weise kaum Freizeit. Wie schafft ihr es und was treibt euch an, eine solche „Doppelbelastung“ auf euch zu nehmen? Wie schafft ihr es, die Balance des 24/7 erreichbaren Musikers mit dem Privaten zu vereinen?

Frank: Naja das Problem ist schon, dass du ja nicht hauptberuflich Musiker bist, sondern noch einen Job hast der dich ernährt. Den haben wir ja alle – seien es unsere Jobs als Musiklehrer oder ein Studium. Das sind natürlich Dinge, die aktuell darunter leiden. Aber wir versuchen es alles miteinander in Einklang zu bringen und natürlich sind unsere Tage und Wochenenden super kurz. Für Verschnaufen bleibt keine Zeit, aber es wird ja auch wieder anders. Nach so einer Tour kehrt ja auch wieder Ruhe ein und es geht ja nicht non stop so durch. Für diesen Tourzeitraum kann man diese Doppelbelastung gut wegstecken. Und wenn man so viele positive Emotionen und Reaktionen erntet und das tun kann, was man liebt – und in diesem Fall ist es wirklich Liebe und Leidenschaft auf der Bühne zu stehen und mit Schattenmann zu touren – dann nimmt man das gerne in Kauf und tatsächlich merkt man dieses Stresslevel gar nicht, ganz im Gegenteil. Erst wenn man zur Ruhe gekommen ist und vielleicht Zuhause sitzt, merkt man tatsächlich was man denn da so abgerissen hat und wie krass es in Wirklichkeit war oder ist. Dafür können wir und ja dann kurieren irgendwie bzw irgendwann.

Angy: Und wie sieht so ein Tour-Wochenende aus? Wie sehr leidet eure Crew unter euch?

Frank: Ich muss ehrlich sagen, ich war diesen Tourblock recht früh im Bett und habe die Feierei so ein bisschen außen vor gelassen. Was aber damit zusammenhängt, dass ich morgen in Leipzig meine gesamte Feier-Energie brauche. Es ist nämlich morgen der letzte zusammenhängende Tourblock mit Megaherz und danach haben wir ja nur noch zwei Einzelshows. Wir müssen uns also ganz furchtbar betrinken, weil es leider schon fast vorbei ist *mit einem Augenzwinkern* – das ist mehr FrusttrinkenAnsonsten hat es mit dem Feiern keiner übertrieben. So ein Tourtag ist schon recht anstrengend und ich muss sagen alle sind super rücksichtsvoll und verständnisvoll, wenn dann auch einer ins Bett geht und sagt „Ey seid still, ich will schlafen gehen.“ Dann kommt zuerst ein doofer Spruch „Steck dir Ohropax rein.“ *mit verstellter Stimme* und wenn es dann immer noch nicht fruchtet, dann machen wir halt ein bisschen die Musik leiser. Das ist wie in einer Großfamilie, da muss man auch mal Rücksicht nehmen. Man muss sich zwar im wahrsten Sinne des Wortes riechen können aber das bekommen wir alles hin.

Angy: Wo seht ihr euch in 3 Jahren? Was wollt ihr bis dahin erreicht haben als Band und was sind eure Erwartungen und Wünsche an die Zukunft?

Frank: Quasi da wo wir jetzt sind… nein Spaß auf Seite. Keiner von uns hatte je gedacht, dass es so schnell mit uns losgeht, binnen eines Jahres. Wir hatten weder mit dem Labeldeal, noch mit der VÖ des ersten Albums gerechnet. Und dann noch die Support-Tour mit Megaherz… uns überrollt es ein bisschen. Deshalb kann ich es überhaupt noch nicht sagen, wo wir in drei Jahren sein werden, wo das alles hier in drei Jahren sein wird. Ich habe überhaupt kein Gefühl dafür, ich weiß nur eins: dass wir jeden Tag und jede Sekunde auf der Bühne genießen und wahnsinnig dankbar dafür sind, dass wir das so erleben dürfen. Es ist für uns einfach noch ein größerer Ansporn noch kreativer zu sein und anzufangen mit einer zweiten Platte nachzulegen. Aber was in drei Jahren sein wird…

Angy: Eine zweite Platte?! Was läuft dahingehend schon?

Frank: Ja es läuft… also die ersten Textfragmente stehen, die Ideen. Es gibt schon Themen, aber das ist alles noch so wage. Ich muss mich mal in der Tourpause ins Studio verkrümeln und mal alles zu Papier und Festplatte bringen, was mir da so im Kopf rumschwirrt. Ich muss glaube ich erstmal nur so eine Woche Gedanken und Emotionen ordnen.

Angy: Nun die Quickies: Beef Jerkey oder Schokolade?

Frank: Schokolade.

Angy: Thor oder Captain America?

Frank: Captain America *mit einem bewunderungsvollen Unterton*

Angy: Buch oder Film? Mit Beispiel. 

Frank: Boah… das kommt immer drauf an… Also, bei Harry Potter – Buch, da finde ich die Filme nicht so geil. Wo fand ich denn den Film besser als das Buch? Da muss ich erstmal gedanklich ein wenig rumkramen, wo ich mal beides überhaupt ausgecheckt habe. Mir fällt der Titel gerade nicht ein, aber ich habe ein Buch gelesen und das wurde dann verfilmt. Da ging es um so ein drogensüchtiges Pärchen im Teenager-Alter, die so ein bisschen die Bonnie und Clyde Story mit sich tragen Da fand ich den Film tatsächlich besser. Er hatte irgendwie diese brutale Bildsprache. Ich bekomme aber den Namen gerade echt nicht auf die Kette. Wobei der Filmtitel nochmal anders heißt als der Buchtitel. Aber die Geschichte ist echt krass.

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Ein recht herzliches Dankeschön an Frank für seine Zeit und die Infos, die er uns beim Interview gegeben hat. Wir freuen uns schon auf die Dinge, die da kommen und auf ein nächstes Mal 😉

Text: Steph Lensky
Interview: Angy Bark
Pictures: Ines Dragon (Ines Dragon – Konzertfotografie & more)

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