Live Review: 30 Seconds To Mars / 02.09.2017 / Berlin

Nach 4,5 langen Jahren kamen die US-Superstars von Thirty Seconds To Mars am 02. September endlich wieder nach Deutschland. Im Rahmen der diesjährigen IFA spielten sie ein exklusives Konzert im Postbahnhof, welches durch die Telekom Street Gigs veranstaltet wurde. Nur eine vergleichsweise kleine Gruppe an Fans hatte folglich Zugang zu diesem Event, dessen Tickets vorab nur zu gewinnen, nicht aber käuflich zu erwerben waren.

Die große Halle im Obergeschoss des Postbahnhofs war in Telekom-typischem Magenta ausgeleuchtet. Dank der großen Fenster in der Venue konnte man dieses Leuchten auch schon von Weitem wahrnehmen. Der Einlass ging trotz langer Warteschlange schnell und geordnet von statten und jeder Besucher bekam ein Magenta Musik 360 Schlüsselband, an dem der Street Gigs-Pass hing – für sich allein genommen schon ein echt schönes Erinnerungsstück.

Neben dem üblichen Prä-Konzert-Gewusel – Getränke besorgen, den besten Platz in der Crowd suchen, mit Freunden quatschen etc. – zeichnete sich die Wartezeit auf das Konzert vor allem durch die herumstreifenden Live-Kamerateams der Telekom, sowie durch den Moderator aus, der auch immer wieder Gäste ansprach und in ein Mini-Interview verwickelte. Um kurz vor 21 Uhr wurden Thirty Seconds To Mars dann endlich angekündigt. Die Minute bis zum Start des Konzertes verging allerdings unerträglich langsam und fühlte sich wie eine Ewigkeit an.

Doch dann: Das Intro erklang und die ersten Jubel-Pfiffe und Schreie ertönten. Erst betraten Tomo und Stevie Aiello die Bühne und schließlich, unter tosendem Applaus, auch Sänger Jared Leto, der das 15 Songs umfassende Set, welches eine schöne Mischung aus alten und neueren Songs darbot, sogleich mit Up In The Air startete.

Der ungewöhnliche Kleidungsstil des Sängers und Schauspielers sollte dem Kenner mittlerweile keinen Grund mehr zum Staunen geben, doch die, die Jared eher seltener oder noch nie in privater Kleidung sahen, hätten schon einen kleinen Schreck bekommen können: Mit Vollbart, die mittellangen Haare zum Zopf zusammengebunden und durch ein Kopftuch fixiert, bekleidet in silber-glitzernden Schuhen, einer passenden Jacke unter einem Poncho, der eher einer Häkeldecke glich und einer geblümten Schlabberhose trat Jared vor seine Fans. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, aber ich denke, ich spreche nicht nur für mich, wenn ich sage: Er hätte sich zumindest ein paar Tage vorher rasieren können 😉 …

Aber das tat der Qualität der Musik und des Konzertes ja keinen Abbruch! Im Gegenteil, die Stimmung war von Anfang an bombastisch und dies wurde nicht nur beim Folgesong Kings And Queens bewiesen, sondern auch gleich beim dritten Song – Conquistador, der mit den Worten „Are you ready for some Rock’n’Roll?“ eingeleitet wurde – mit Konfetti-Bomben und Rauchsäulen belohnt.

Auch wenn es nicht nötig gewesen wäre, da das Publikum von sich aus schon sehr mitmach-freudig war, animierte Jared stetig zum Springen, Mitsingen und Mitwinken. Immer wieder kletterten einige Besucher auf die Schultern ihrer Begleitungen, um eine bessere Sicht zu haben und noch besser feiern zu können. Die Band schien ebenfalls gut drauf gewesen zu sein, war Jared doch sehr zum Herzen und Scherzen aufgelegt. Beispielsweise als er eine Liebeserklärung an Berlin, seine Bewohner und die deutsche Sprache abgab, oder als er fragte, wie man in Deutschland „Fuck You“ sagt. Woraufhin das Publikum durcheinander und brabbelnd mit „Fick Dich“ antwortete. Nach mehrmaligem Nachfragen durch Jared, was zum Schluss mit einem lauten und einheitlichen „FICK DICH“ beantwortet wurde, meinte er „Yeah, fuck you too.“ und lachte verschmitzt.

Mit Tomo an den Keys und Jareds gefühlvollem Gesang, wurde es beim Song End Of All Days kuschelig. Die Smartphones wurden gezückt und im Takt geschwenkt. Bei The Kill schnappte sich Jared seine Akustik-Gitarre und widmete diesen Song nicht nur allen, die in ihrem Leben mit etwas zu kämpfen haben, sondern auch denen, die das deutsche Brot erfunden haben. Den Spaß beiseite, präsentierte er dem Publikum eine wunderschöne Akustikversion des Songs, der so ziemlich bei allen Besuchern eine Gänsehaut auslöste. Für den Folgesong Alibi holte er Stevie ein wenig weiter nach vorn, der sich mit seiner Gitarre auf eine Stufe setzte und spielte, während Jared sang.

Um die gefühlvolle Spannung etwas aufzulockern, die sich während dieses Blocks aufbaute, fragte Jared direkt im Publikum nach, welche Songs denn gespielt werden sollen. Viele Vorschläge, vor allem auch ziemlich alte Songs wurden ihm entgegen gerufen, unter anderem From Yesterday, den Thirty Seconds To Mars dann auch in voller Länge spielten, während die anderen Vorschläge (Attack, Hurricane und Riverbed) maximal angespielt wurden. Und um die Menge wieder so richtig in Schwung zu bringen, durfte natürlich auch der aktuelle Song Walk On Water nicht fehlen. Kraftvoll präsentierten Thirty Seconds To Mars die erste Single Auskopplung ihres an diesem Abend persönlich durch Jared bestätigten fünften Studio-Albums und mindestens genauso kraftvoll sang und feierte das Berliner Publikum mit. Die Stimmung zog sich auch durch die Klassiker City Of Angels und Search And Destroy.

Zu Beginn des vorletzten Titels der Setlist – Do Or Die – wurden zwei junge Männer aus dem Publikum auf die Bühne geholt, die mit beurteilen sollten, welche Hälfte der Halle lauter sei. Mit einem Unentschieden verabschiedeten sie sich und der Song begann.

Plötzlich wurde es im Publikum schräg vor mir auf einmal immer leerer und, die Augen immer noch auf die Bühne gerichtet, rückte ich selbstverständlich nach. Ich spürte eine Hand an meinem Arm und ehe ich mich versah, stand ich hinter der Absperrung seitlich der Bühne. Etwas verdutzt blickte ich in die Gesichter von ca. 25-30 anderen Fans. Als ich dann hörte, wir sollen für den letzten Song auf die Bühne, war ich doch schon sehr aufgeregt. Und dann ging es los: rauf auf die Bühne und im Halbkreis zwischen den Bandmitglieder aufgestellt. Zum finalen Song Closer To The Edge wurde dann noch mal richtig Stimmung gemacht – sowohl auf der Bühne, als auch davor. Und ich war mittendrin – ein absolut unvergessliches Erlebnis!

Thirty Seconds To Mars sind auf jeden Fall immer und überall einen Livebesuch wert!

Setlist Thirty Seconds To Mars: Up In The Air / Kings And Queens / Conquistador / End Of All Days / The Kill (Bury Me) / Alibi / Attack – Hurricane – Riverbed (nur angespielt) / From Yesterday / Walk On Water / City Of Angels / Search And Destroy / Do Or Die / Closer To The Edge

Text: Steph Lensky
Photos: Markus Nass (Magenta Musik Telekom StreetGigs)

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