Live Review: Forced To Mode / 08.07.2017 / Schönewalde

Forced To Mode – Deutschlands beste Depeche Mode Tribute-Band (das sagen die Engländer sogar selbst) – gab sich am 08.07. auf der Freilichtbühne im brandenburgischen Schönewalde die Ehre und rockte Live vor und mit über 450 Leuten. Unterstützt wurden sie dabei von Support-Act Neocoma und DJ Nik Page (Blind Passenger).

Auf meiner anderthalbstündigen Anreise in den kleinen Ort südlich von Berlin stimmte ich mich musikalisch mit dem Original Depeche Mode schon einmal auf den Abend ein. Dank super Ausschilderung war alles ganz easy zu finden und so stand ich bereits zum Soundcheck vor der kleinen Bühne. Während zunächst Forced To Mode und später auch Neocoma technisch an ihren kommenden Auftritten feilten, wurden die letzten Vorbereitungen getroffen: die Bierwagen wurden noch einmal herausgeputzt und die Grillmeister von den BBQ Bulls feuerten schon einmal den Grill an. So langsam füllte sich der kleine aber feine Veranstaltungsort und Menschen von Nah und Fern – die weiteste Anreise hatte jemand aus der Schweiz, wie ich erfahren hatte – stimmten sich bei Burgern (oh Gott, diese Burger *jam*), Bier und Musik von den Plattentellern Nik Page’s auf den Abend ein.

Pünktlich um 20 Uhr eröffneten Neocoma den Abend. Normalerweise vertreten durch Keyboarder Ralf Uhrlandt und Sänger Thomas Borchert, wurde die 2014 gegründete Synthpop Band aus Göttingen an diesem Tag durch Frank Pommerening (New Second) an den Keys komplettiert, da Ralf terminlich verhindert war. Inspiriert vom Sound der 80er versehen sie ihre chillige, aber tranzbare Musik mit ehrlichen und authentischen Texten, die „Momente von Erlebtem und Erkenntnisse aus dem Leben in einer Matrix, die – teils ironisch, übertrieben und mit Ohnmacht – die eigene Schwäche, die der Anderen und die Macht/Elite, die über den Köpfen entscheidet“ beschreiben.

Obwohl sie sich wirklich Mühe gaben und immer wieder versuchten Stimmung aufkommen zu lassen und das Publikum, welches sich etwas weiter weg auf dem Rasen niedergelassen hatte, näher an die Bühne zu locken, wollte der Funke nicht so recht überspringen – leider oft das Los des Supports. Nur ein paar Leute trauten sich näher und tanzten zur gefühlvollen Musik von Neocoma. Applaus gab es trotzdem, auch wenn die Menschen lieber von weitem guckten.

Nach rund 50 Minuten und 10 Songs, darunter Mirror In Your Eyes von ihrer aktuellen EP PHI, übergaben Thomas und Frank an Nik Page, der die ca. 40 minütige Pause, bis Forced To Mode auftreten sollten, mit Leben und Musik füllte.

Es dämmerte bereits, als schließlich der Headliner des Abends die kleine Bühne enterte. Sofort als Forced To Mode durch Nik Page angekündigt wurden, stürmten die Menschen nach vorn, um sich den bestmöglichen Platz zu ergattern. Wo ich zuvor noch dachte, dass es ja gar nicht so viele Leute waren, wurde ich nun eines Besseren belehrt. Der Platz vor der Bühne war plötzlich rappelvoll und ich hatte alle Mühe mir mit meiner Kamera einen Weg durch die Meute zu bahnen. Die ersten Noten von Behind The Wheel ertönten, kurz nachdem Keyboarder Thomas Schernikau und Gitarrist Matthias Kahra die Bühne betraten, und die Menge rastete sofort aus. Mir fiel vor Schreck fast die Kamera aus der Hand, denn ich hätte nicht erwartet, dass 450 Leute Krach machen können als wären es 45.000. Selbiges dachte wohl auch Frontmann Christian Schottstädt als er die Bühne betrat, denn sein Gesicht zierte ein überbreites Grinsen. Die Band, die 2011 aus der Berliner Electro-Rock und Indietronic-Formation Forced Movement hervorging (die auch immer noch selbst musizieren), widmeten sich Songs v.a. der ersten 15 Schaffensjahre des englischen Originals. Mit dabei waren Klassiker wie Walking In My Shoes, Stripped und Personal Jesus.

Ich gönnte mir ab und an den Luxus die Kamera mal Kamera sein zu lassen und schloss die Augen. Ich kenne Depeche Mode zwar selbst leider nur von diversen Medien und habe sie folglich noch nie live gesehen, aber an diesem Abend, auf dieser Wiese und mit geschlossenen Augen tat ich es. Es ist unglaublich, wie nah am Original Christians Stimme ist, man denkt wirklich Dave steht dort auf der Bühne. Und auch musikalisch konnte mein mittlerweile doch ganz gut geschultes Ohr keine sonderlich großen Unterschiede feststellen. Aber wer jetzt glaub ein Forced To Mode Konzert sei nur mit geschlossenen Augen „sehenswert“, der irrt. Man sollte sich die energetische Live-Performance der drei Berliner auf gar keinen Fall entgehen lassen! Auch die Licht-Show und die integrierten digitalen Leinwände machen nicht nur enorm was her, sondern erinnern an Auftritte des Originals. Nicht ohne Grund ist Forced To Mode eben Deutschlands beste Depeche Mode Coverband!

Gute anderthalb Stunden lang wurde während des regulären Sets und zwei Zugaben zu Songs wie Shake The Disease, A Question Of Time, Enjoy The Silence, Never Let Me Down Again und People Are People gefeiert. Mit Everything Counts und Fools machten Forced To Mode die Sache dann rund und hinterließen ein glückliches Publikum.

Während anschließend wieder Nik Page die Bühne übernahm und die Anwesenden mit grandiosem 80er und 90er Sound verwöhnte, zu dem auch ausgiebig und lange getanzt wurde, konnte an den Merch-Ständen beider Bands noch entspannt bei einem Bierchen geplaudert werden.

Alles in Allem war es den etwas weiteren Weg definitiv wert und ich empfehle jedem sich Forced To Mode, aber auch Neocoma Live anzusehen. Abschließend möchte ich mich bei meinen beiden Begleiterinnen, beim Veranstalter Tobias Weber, dem ganzen Organisations-, Licht-, Technik-, etc. Team und natürlich den Bands für diesen grandiosen Abend bedanken. Gekrönt wurde der außerdem von einem atemberaubend schönen Sonnenuntergang, also scheint auch Petrus begeistert gewesen zu sein.

Setlist Neocoma: Like An Angel / Shut Up / Never Sunshine / Save Your Soul / Mirror In Your Eyes / Wake Up / Souldiver / Close Your Eyes / All I Need / Let You Fall

Setlist Forced To Mode: Behind The Wheel / Halo / World In My Eyes / Walking In My Shoes / Strangelove / Stripped / Somebody / Death’s Door / It Doesn’t Matter 2 / Shake The Disease / Told You So / Blasphemous Rumours / A Question Of Time / Personal Jesus / Enjoy The Silence / Sun And Rainfall / But Not Tonight / Photographic / Never Let Me Down Again / People Are People / Everything Counts / Fools

Text + Photos: Steph Lensky

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