Live Review: Frankfurter Treffen 2018 / Frankfurt/Main

Das Franfurter Treffen – noch nie davon gelesen, gehört beziehungsweise irgendetwas davon mitbekommen?
Nicht so wild – wir schließen für euch diese musikalische Lücke und erzählen euch worum es dabei geht 😉 …

Um das Festivaljahr 2018 zum Auftakt ordentlich zu begrüßen, lud das Frankfurter Bett zu diesem krachenden, neuen Event ein. Doch wer jetzt bei „krachend“ an Raketen, Knallerbsen und co. denkt, der liegt falsch. Es handelt sich dabei vielmehr ein neues Festival, mit dem die Macher ab jetzt am liebsten jedes neue Jahr begrüßen wollen. Alleine das Aufgebot an Bands, die diesen ersten Samstag des Jahres rockten, stand der Bezeichnung „krachend“ in Nichts nach: mit dabei waren Seelensturm, Extramensch, Schattenmann und Vlad In Tears.

Kurz bevor die erste Band spielte, strömte eine beeindruckende Masse an Menschen in ihren schönsten Konzert-Pyjamas…. ehmm… Outfits (!!!) ins Bett. ? Mit gut gelauntem Publikum und ausreichender Versorgung an alkoholischen, als auch nicht alkoholischen Getränken stand der Abend unter einem guten Stern.

Der Opener des Abends war die Düsseldorfer Band Seelensturm um Sänger Olli Bölke. Sie zeigten geballte Power was ihre Show, Musik und Ausdrucksstärke anging. Ihre gute Laune und jede Menge Bock übertrugen sich sehr schnell auf die anwesenden Besucher und sorgten von Beginn an für eine aufgeheizte Atmosphäre. Mit auf der Setliste standen Songs wie Mensch, Wohin Gehst Du? und Fernweh. Vor allem das Stück Wohin Gehst Du? schien es den Anwesenden am meisten angetan zu haben. Ständig hörte man Stimmen im Chor singen „Woher kommst du? Wozu stehst du? Wohin siehst du? Wozu lebst du?„. Ein Lied, das nachdenklich macht, aber auch eine klare Richtung in seiner persönlichen Selbstfindung aufweist. Der – leider – letzte Song war Fernweh, welcher wahrscheinlich weit Angereiste besonders schön fanden. Nach diesem Track war leider Schluss mit Seelensturm. Aber nun gut, man durfte sich ja noch auf drei weitere Bands freuen.

Dank guter Organisation seitens der Bands und des Veranstalters dauerte es nicht lange, bis die Bühne wieder frei und bereit war für den nächsten Act!

Extramensch ist eine Band, die aus 4 Männern bestehen und trotz aller Männlichkeit echte Gefühle beweisen kann. Dies bewiesen sie unter anderen mit Stücken wie Alive und Geschichte Schreiben. Im Letzteren heißt es „Es wird Zeit die Vergangenheit loszulassen. Die unbeschwerten Tage sind längst vorbei.„. In jeder Zeile des Songs wird sich der Ein oder Andere von uns wiederfinden, oder zumindest innerlich zustimmend nicken können. Ein weiteres schönes Stück, zu dem sich außerdem gut Tanzen ließ, war Amok. Dass nicht nur die Band eine ansehnliche Performance leisten konnte, bewiesen bei Extramensch vor allem auch alle alten und die frisch verliebten Fans. Was für ein gelungener Auftritt von den Darkrockern Andi Wilda (Bass), Dave Scrag (Vocals), Roland (Live-Gitarre) und Dog Kessler (Schlagzeug).

Als Nächstes stand Schattenmann auf dem Plan. Man merkte deutlich, wie auf einmal der Platz vor der Bühne knapper wurde. Da haben wohl viele Schattenmänner und Schattengirls ihren Weg nach Frankfurt gefunden ?. Dies bewiesen die Angereisten auch durch ihre Textsicherheit – von der ersten bis zur letzten Reihe. Aber nicht nur das beeindruckte jene, die Schattenmann bisher noch nicht so auf dem Schirm hatten, auch die Schattenmänner selbst legten wie immer eine grandiose Show hin.

Zum Repertoire der Franken zählten unter anderem die schon längst zu Hymnen gewordenen Songs Gekentert, Brennendes Eis, 9mm und Rot. Dies könnte unter anderem auch daran liegen, dass die auf 500 Stück Limited Tour EP vom letzten Jahr bereits restlos ausverkauft ist. Aber Rettung naht ja bald mit dem Albumrelease ? . Frank Herzig (Vocals), Luke Shook (Bass), Jan Suk (Gitarre) und Nils Knizig (Schlagzeug) präsentierten beim 1. Frankfurter Treffen aber selbstverständlich nicht nur diese Stücke, sondern auch ihre kürzlich veröffentlichte Singleauskopplung Licht An, zu der es auf YouTube ein 360° Video zu sehen gibt. Zeitgleich ist es auch der Namensgeber zu dem Debütalbum, welches am 02. März 2018 das Licht der Welt erblicken wird – kleiner Wortwitz am Rande ? …

Die Schattenmänner hatten es aber nicht nur musikalisch drauf, sondern auch Performance-technisch. Zum Song Krieger Des Lichts lud Sänger Frank einen „ungezogenen“ Gast auf die Bühne, der von dem Frontmann höchstpersönliche eine entsprechende Behandlung erhielt: auf die Knie gezwungen, das Gesicht mit einer Maske verhüllt, eine Kaputze aufgezogen und drohend die Faust gehoben – somit wurde quasi gleich rituell ein neuer Fan in die Schattenmann-Familie aufgenommen. Ein besonderes Augen- und auch Ohrenschmankerl war Generation Sex, zu dem wir an dieser Stelle noch nicht allzu viel verraten möchten, außer: Für prüde Gemüter ist das nichts. Viel Spaß beim Kopfkino 😛 … 

Der letzte Song der Jungs war Trümmer Und Staub, zu dem sie sich wünschten, dass ihr Auftritt auch nichts Anderes hinterlassen würde. Nun ja, was soll man sagen – so war es natürlich auch. Abriss geglückt! Gratulation zu diesem tollen Auftritt ?.

Nun zum Headliner des Abends Vlad In Tears aus Berlin. Die Gothic-Rocker aus der Hauptstadt brachten sowohl alte, als auch neue Lieder aus ihrem kürzlich veröffentlichten 9. Album Souls on Sale (das Review dazu findet ihr hier) mit. Ihr Auftritt war gewohnt exzessiv und positiv extrovertiert – herrlich verrückt und liebenswert freakig trifft es umgangssprachlich gesehen am Besten ?. Das wohl schönste Lied des Abends war Sorrow. Rockig eindringender Sound mit einem düster-finsternen Touch und dazu Kris Vlads Stimme, die der von Vile Valo (HIM) sehr ähnlich ist, trug die Fans mit dem einen oder anderen Tanzschritt und Hüftschwung durch einen energiegeladenen Auftritt. Kris Vlad aka Christian Miconi (Vocals), Giovanni de Benedetto (Gitarre), Dario Miconi (Bass) und Cosmo Cadar (Schlagzeug) haben es erfolgreich geschafft, ihren Fans einen tollen und unvergesslichen Abend zu bescheren und das neue Jahr mit einem fulminanten Start zu beginnen.

Alles in Allem war das 1. Frankfurter Treffen ein Neujahrsbeginn ganz nach dem Geschmack eines treuen Fans der NDH-, Gothic-, und Darkrock-Szene. Und wie man bisher raushören konnte, steht einem Vol.2 im nächsten Jahr wohl auch Nichts entgegen. Gut so, denn dieser Abend schreit eindeutig nach Wiederholung! Gut gelaunte Fans, großartige Musik von fantastischen Bands, ein rundum tolles Ambiente – das Frankfurter Treffen hatte alles, was man sich für einen solchen Abend wünschen würde. Schade, dass die schönsten Abende immer am schnellsten vorbei sind. Demnach: auf ein baldiges nächstes Mal, Anfang Januar 2019!!!

Text: Angy Bark
Photos: Nancy Nern & Claus Eckerlin

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