Live Review: Lord of the Lost / 12.06.2015 / Blackfield Festival

Lord of the Lost traten am ersten Tag des Blackfield Festivals an, um zu beweisen, dass sie sich von „Pussy Wetting“ Goth-Rock zu echtem Dark Rock entwickelt hatten. Diese Wandlung soll dann am 31. Juli mit der erscheinenden EP Full Metal Whore im Dark Metal gipfeln. Somit überraschte es nicht, dass die Hälfte der Setlist aus Songs des im letzten Jahr erschienenen Rock-Albums From The Flame Into The Fire bestand und mit Klassikern aus der bereits 8-jährigen Bandgeschichte aufgefüllt wurde. Die Besucher dankten es ihnen.

Doch bevor es auf der Bühne im Amphitheater Gelsenkirchen los ging, standen die Hamburger bei einer offiziellen Autogrammstunde den weit angereisten Gästen zur Verfügung. Bereits eine halbe Stunde vorher bildete sich eine gut sichtbare Schlange von Menschen, die geduldig in der sägenden Hitze warteten, bis sich die Vorhänge des Zeltes pünktlich um 18 Uhr öffneten. Der Ansturm war so enorm, dass die Band in den 45 Minuten fast ausschließlich Signier-Wünsche erfüllen konnte und nur wenig Zeit für ein gemeinsames Foto blieb.

Der nun zum Abend hin aufkommender Wind und die düsteren Wolken zeugten von der im Umland einsetzenden Gewitterfront, weshalb die Besucher sich bereits vorsorglich einen Platz unter dem Zeltdach der Amphitheater-Bühne sicherten und Lord of the Lost daher einen sehr gut gefüllten Platz vorfanden, als pünktlich um 20:20 Uhr eine dieser energiegeladenen Rock-Shows begann, für die die Hamburger Combo berühmt ist! Nachdem der Opener We Are The Lost hauptsächlich von den Instrumenten getragen worden war, drang beim Song Kill It With Fire die raue Stimme von Chris Harms dann auch bis an das letzte Ohr durch und die technischen Startschwierigkeiten waren behoben.

Nur noch die Halterung von Chris‘ Mikrofon versagte zwischendrin ihren Dienst, was für die mitgereiste Crew ebenfalls kein Problem war und schnell wieder instand gesetzt worden ist. Doch für die beiden Holzkreuze der Bühnen-Deko gab es keine Rettung mehr, nachdem Sänger Chris Harms sie leidenschaftlich in ihre Einzelteile zerlegte und dem Publikum überließ. Der Mastermind der Hamburger Band weiß einfach, wie er die Fans glücklich machen kann.

Und auch wenn die Temperaturen im Amphitheater zum Abend hin auf ein nun einigermaßen erträgliches Maß sanken, so blieb es vor und auf der Bühne heiß. Ob es an dem Klassiker Dry The Rain lag, dass die Gewitterwolken einen großen Bogen um das Festivalgelände machten – so wie es Chris vermutete – mag spekulativ sein, aber die Stimmgewalt des Publikums, die den Song inbrünstig mitsang, zeigte an, dass man für den Umstand in jedem Fall dankbar war.

Motiviert von so viel Glück, und durch die Musik euphorisiert, wurde ein vorbeifahrendes Touristen-Boot fröhlich winkend begrüßt. Denn eins wurde an diesem Abend definitiv bewiesen: auch Goths können feiern! Und irgendwo zwischen Blood For Blood und Sex On Legs löste sich dann auch noch das Hemd vom Sänger mehr und mehr auf und dessen typischen Bier- und Wasser-Fontainen wurde zu einem beliebten Foto-Motiv.

Nach der gut einstündigen Show war es wie immer viel zu schnell vorbei, als man zu spanischen Klängen in den Sonnenuntergang von Gelsenkirchen ritt, um an den Headliner Subway To Sally zu übergeben. 

Setlist Lord of the Lost: We Are The Lost / Kill It With Fire / Six Feet Underground / Kingdom Come / Blood For Blood / Black Lolita / Fists Up In The Air / Go To Hell / Prison / Dry The Rain / Afterlife / Sex On Legs / Die Tomorrow / La Bomba

Text: Ginger Chan
Photos: Mandy Privenau

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