Kurz vor Weihnachten fand in Berlin ein Weihnachtskonzert der Extraklasse statt – das Lost Christmas. Fern von Kirchen, Weihrauch und Chorgesängen, mutierte der Fritz-Club zum Zentrum für „Bad Santa“ – rockig schwarz war das Credo des Abends. Mit den Acts Vlad In Tears und Lord Of The Lost waren hier zwei Bands am Start, die für ihre unglaubliche Energie und Leidenschaft auf der Bühne bekannt sind. Es konnte also nur ein geiler Abend werden.
Draußen warteten die Fans schon tapfer bei Regen und schneidendem Wind. Der Einlass war auf 19.30 Uhr terminiert und mit etwas Verspätung gingen die Türen dann auch auf. Die Massen drängten sich, vorbei an Security, Merch und Bars, zur Bühne und sicherten sich die besten Plätze. Der übliche Prä-Konzert Wahnsinn – Sachen verstauen, denn es versprach heiß zu werden, ein Erfrischungsgetränk besorgen und der Smalltalk mit anderen Fans – füllte die Hallen mit Leben. An den Merch-Ständen beider Bands und am Stand vom Wonderland 13 – DER Szene Laden in Berlin – konnte fleißig geshoppt werden.
Gegen 20.30 Uhr ging es dann los. Cosmo, Gregor und Dario betraten nacheinander die Bühne und Berlin feierte jeden einzelnen. Schließlich komplettierte Kris die Band und Vlad In Tears brachten die Hütte zum Beben. Von der ersten bis zur letzten Sekunde der rund 45 Minuten Spielzeit gaben sie Vollgas und das Publikum dankte es ihnen mit Mitgrölen, Klatschen und Feiern. Das Set, das sie spielten, enthielt Songs vom aktuellen Album Vlad In Tears (2014) wie Kiss My Soul, Run Or Fight und Feed On Me, aber auch ältere Songs wie Here Comes The Rain. Nur einmal wurde es ruhiger auf der Stage, als Kris sich an’s Piano setzte und Vlad In Tears in einer ruhigen, aber nicht minder schönen Version performte. Abschließend feierten die Jungs im tobenden Applaus der Menge und verließen die Bühne. Sie hatten ihre Aufgabe erfüllt: das Publikum war heiß – heiß auf Lord of the Lost.
Nach einer erstaunlich kurzen Umbaupause, ging es auch schon weiter. Der bereits durch die „Into the Fire“-Tour bekannte gleichnamige und beleuchtete Schriftzug erhellte die Bühne. Zwei Mönche, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, betraten langsam die Stage und trugen zwei große weiße Kreuze herein. Sie platzierten diese links und rechts an den Mikrofonständern und verließen den Schauplatz im gleichen Tempo. Kurz darauf betraten die Hamburger Jungs die Bühne. Einer nach dem Andern und alle wurden vom Berliner Publikum gebührend begrüßt. Erst Tobi und Gared, dann Bo und Class und schließlich ein augenscheinlich extrem gut gelaunter Chris „The Lord“ Harms.
Im Vorfeld der Veranstaltung konnte via Umfrage abgestimmt werden, welche Songs man sich für diesen Abend wünschte. Und das Ergebnis war die bisher längste Setlist, die Lord of the Lost je hatten. Ein schöner Mix aus Alt und Neu. Zu Songs wie Kill It With Fire, Zillah, Blood For Blood, Fists Up In The Air, My Heart Is Black, Sex On Legs oder – der darf seit dem aktuellen Album keinesfalls fehlen – zu La Bomba feiert das Publikum mit der Band und es war einfach grandios. Ein strahlender Lord und ein zurückstrahlendes Publikum. Erinnernd an „Sauna of the Lost“ im K17 nur knapp 3 Monate zuvor forderte der Lord das Publikum auf „Beschimpft uns!“ und die gröhlende Menge antwortete mit einem lauten „BITCH!„.
Aber auch etwas ruhigere Songs dürfen bei einem Lord of the Lost-Konzert nicht fehlen. Gefühlvoll und mit viel Herz präsentierten sie dem Publikum Songs wie Six Feet Underground, From Venus To Mars, Dry The Rain und Beyond Beautiful. Mein persönlicher Gänsehaut-Moment war eindeutig bei Prison. Chris stimmte an, verstummte und das Publikum übernahm die ersten Zeilen „What is heaven for? What is life meant to be? What is heaven for? Is it a prison where you can´t break free?„.
Das obligatorische kraftvolle Drum-Solo von Tobias gehörte natürlich auch zur Show. Ebenso wie das Solo von Herrn Dirge. Diesmal etwas anders als sonst, denn ein bisschen Weihnachten gehört auch zu einem Dark Rock Weihnachtskonzert. Er spielte Jingle Bells, We Wish You A Merry Christmas und auch Last Christmas mit anfänglich schüchterner aber dann tatkräftiger Gesangseinlage vom Publikum. Abschließend gab es noch das übliche Band-Publikum-Foto. Ziemlich rüde zerfetzte der Lord höchstpersönlich die Saiten seiner Gitarre. Und auch die Bühnen-Deko musste dran glauben. Mit augenscheinlich sehr viel Spaß wurde der Into the Fire Schriftzug zerschmettert und die Teile im Publikum verteilt – auch ein Weg, weniger „Ballast“ wieder mit nach Hause zu nehmen und gleichzeitig den Fans ein einmaliges Erinnerungsstück zu verschaffen.
Nach all dem Spektakel konnten die, die noch immer nicht genug hatten, zu DJ Sets von Chris L. (Agonoize) und Chris Harms, der auch nach einer fast zweieinhalb stündigen Show noch ausreichend Power zu haben schien, alle noch übrig gebliebene Energie raus lassen. Gleichzeitig gab es bei beiden Bands den hoch geschätzten Fankontakt – Fotos, Unterschriften auf Setlists, Dekoteilen und Co. und jede Menge Gekuschel.
Dieser Besuch der Szene Rocker Lord of the Lost war deutlich angenehmer, als der letzte im K17. Deutlich weniger voll und mit Abstand nicht so unerträglich heiß. Auch wenn „Sauna of the Lost“ im September ebenfalls ein geiler Abend war, so war dieser hier doch weitaus angenehmer. Entspannte Bands, entspannte Fans – Alles in Allem war es ein sehr toller Jahresabschluss. Zumindest für die, deren letztes Konzert in 2014 dies war.
Setlist Vlad In Tears: Kiss My Soul / Die Today / Glad To Be Dead / Wicked Games / Here Comes The Rain / No Time To Die / Run Or Fight / Fade Away / Feed On Me / Vlad In Tears (Piano) / My Way
Setlist Lord of the Lost: Prologue / Kill It With Fire / Kingdom Come / Bitch / Do You Wanna Die Without A Scar / Zillah / Prison / Six Feet Underground / Undead Or Alive / Odium / Blood For Blood / I.D.G.A.F. / From Venus To Mars / Heart For Sale / Beyond Beautiful / Go To Hell / Dry The Rain / Live Today / Black Lolita / Fists Up In The Air / My Heart Is Black / From The Cradle To The Grave / Afterlife / Break Your Heart / Sex On Legs / In A Perfect World / Die Tomorrow / La Bomba / Credo – Bad Romance – Credo
Text: Steph Lensky
Photos: Mandy Privenau