Live Review: Mono Inc. & Freunde / 13.05.2017 / Berlin

Wer am 13.05.2017 zu Gast in Huxley’s Neue Welt war, der fühlte sich beim Eintritt in den Konzertsaal beinahe wirklich wie in einer neuen Welt: Der Blick fiel auf ein futuristisch anmutendes Bühnenbild mit drei überdimensionalen Schirmen, welche in Blickrichtung der Zuschauer aufgespannt waren und im blau-weißem Licht angespottet wurden.

Davor – in reinem Weiß gehalten – drei Plätze, welche umzäumt von Synthesizern, Percussions, Keyboards, E-Drums und Mikrofonen waren; alles auf nicht alltäglich anmutenden Instrumentenständern platziert. All dies gehörte zur Vorband PALAST, die von Mono Inc. auf ihre Together Till The End-Tour eingeladen wurden acht ihrer Songs dem Berliner Publikum vorzustellen – dem Publikum, was weithin als ruhend in sich selber gilt und somit schwierig einzuschätzen ist. Doch kein Grund für die 3 jungen Herren schüchtern zu sein. Schließlich wissen Sascha Pace, Marcus Engel und Tommy Apus ganz genau wie ihre Landsleute ticken, befindet sich ihr Studio – ihr persönlicher Palast – im traditionsreichen Funkhaus Berlin nicht einmal 20 Minuten von hier. Und schon nach dem 2. Song Crucify hatten die Newcomer die Herzen der Anwesenden erobert.

Bereits als ich den sich nun anschließenden Titel im Rahmen meines Reviews hörte, fand ich das Thema mehr als interessant. Mal kein Song über jemand, dem das Herz gebrochen worden ist. Mal kein Song über jemand, der in unerfüllter Liebe versinkt. Obwohl … naja, doch schon irgendwie. Frontmann Sascha fand dazu liedankündigend sehr schöne, passenden Worte zum Dilemma, wenn man am Vorabend noch gemütlich an der Bar als gute Freunde zusammengesessen hat und am nächsten Morgen beim Herausstehlen aus der Wohnung des anderen sich denkt „Oh Mist, was habe ich bloß getan?“. Und wie es nach dem Ranziehen der Haustür weitergeht, davon erzählt euch Just Friends.

Leicht und schwungvoll ging es nun weiter. Sänger Sascha Pace tanzte mit einer Leichtigkeit und der Gitarre in der Hand über den Laufsteg, welcher publikumsnah weit in den Saal ragte, sodass es keinen Zweifel daran gab, dass der Fashionlifestyle eine Leidenschaft der Lokalmatadoren ist. Mich würde es nicht überraschen, wenn durch ihn das Sakko wieder salonfähig werden würde. Auch Marcus Engel war sprichwörtlich vom Scheitel bis zur Sohle perfekt eingekleidet: Das Haar saß dank Pomade perfekt und die Füße waren in hippen Schuhen im Metallic-Look gepackt. Da passt der Titel ihres neuen Musikvideo Mirror Mirror doch perfekt! 🙂 Und bei Tommy Apus hatte nicht nur der Iro richtig Stil, sondern auch der perfekt dazu abgestimmte Mikrofonaufbau. So einen futuristischen Bühnenbild in der Gesamtheit hatte ich bisher noch nicht gesehen. Und die Lichttechnik rückte die gesamte Fashionshow dann noch in das rechte Licht. Also wer etwas fashion-lifestyle-futuristisch-synthie-popiges für seine Augen – und natürlich auch für seine Ohren – haben möchte, der besuche unbedingt eines der Konzerte ihrer Headlinertour im Herbst.

Beim letzten Titel Hush wurde noch einmal alles gegeben und neben der stilsicheren Performance des Frontmannes drehten seine Kollegen bei ihren Soloparts so richtig auf, um sich damit endgültig in das Gedächtnis der Besucher einzubrennen. Lächelnd verabschiedeten sie sich und versprachen ein Wiedersehen am Merchstand nach dem Auftritt des Headliners. Und während flinke Hände die futuristischen Konstruktionen der Supportband abbauten, ertönte sie sanfte Stimme von Peter Heppner vom Band und verwöhnte die Ohren der Anwesenden mit den Klassikern von Wolfsheim. Ach ja, sie sind einfach zeitlos. Diese Wahl war wieder einer dieser kleinen Bausteine, die den Abend rundum schön machten. 🙂

Wobei der letzte Baustein ja noch fehlte: exakt um 21:20 Uhr kündigte eindringliche Intromusik den Beginn der Show an, auf die jeder im Saal schon gespannt wartete. Nach einem fulminanten Knall standen da plötzlich Katha Mia, Carl Fornia, Manuel Antoni und, last but not least, Martin Engler leibhaftig vor gigantischen Segeltüchern mit dem typischen Raben-Emblem. Auch durch das liebevoll ausgewählte Bühnenoutfit gelang ihnen die thematische Umsetzung des (erneuten) TopTen-Albums Together Till The End sehr gut. Mit dem titelgebenden Song ging es dann auch gleich los, gefolgt von einem weiteren Stück aus dem Anfang des Jahres erschienenen neuesten Werkes (ein Review dazu gibt es bei uns), bei dem der Frontmann selbst zur Akustikgitarre griff.

Dass die Hamburger nicht umsonst als eine Szenengröße gelten, das konnte man beim 3. Song erahnen, wo nur ein paar Noten ausreichten und die Hauptstädter + Zugereisten die ersten Worte von Arabia sangen, lange bevor es der Frontmann selbst tun konnte. So muss das! Mit einem Trommelschlag und pyrotechnischem Knalleffekt wurde der Song von Mono Inc.’s aktuellem Video Boatman eröffnet, zu dem Ronan Harris seine Stimme beigesteuert hat. Ein Novum, da dies das aller erste Mal in der Geschichte des VNV Nation Sängers ist, dass er ein Duett eingegangen war. Er wird wohl einfach auf die perfekte Gelegenheit gewartet haben, die er bei diesem Titel wohl erkannte. Wer Mono Inc. kennt, weiß ja um die Vorliebe von Martin Engler zu stimmlichen Kooperationen.

Und so bat er MajorVoice auf die Bühne, um mit ihm gemeinsam Potter’s Field anzustimmen, begleitet von Manuel Antoni am Klavier; beim Folgesong Wonderful Life dann wieder am Bass. Und es brauchte nur ein paar Töne aus der Kehle des ebenfalls auf Hamburg stammenden Sängers, bis Gänsehaut über Rücken und Arme lief ob dieser imposanten tiefen Stimme. Und es brauchte nur wenige Augenblicke mehr, bis der Saal in tosenden Applaus versankt. Bereits bei meinem Review zu seiner Debüt-EP war es mir kaum möglich meinen tiefen Eindruck über diesen Künstler zum Ausdruck zu bringen. Ich kann daher nur empfehlen: Hört es euch unbedingt an! Dem Wunsch des Gastgebers kann ich mich zumindest nur anschließen: dass auf dieser Tour hoffentlich der Grundstein für eine große Karriere gelegt wurde.

Auf eine bereits unvergleichliche Karriere kann der zweite Live-Duettpartner zurückblicken. Niemand Geringeres als Joachim Witt gab sich die Ehre den gemeinsamen Song Kein Weg zu weit aus den 2013er Album Nimmermehr zum Besten zu geben. Ein Auftritt, mit dem sicher einige Konzertgäste (inklusive mir) so nicht gerechnet hätten. Ich liebe solche Überraschungen mit denen man belohnt wird, wenn man zu einer Veranstaltung geht. Daher kann mein Rat an euch, liebe Leser, nur lauten: Zieht ein Konzertbesuch dem heimischen Sofa so oft als möglich vor. Nicht das man sich nachher grämt, wenn man von diesen kleinen Schmankerln in einem Konzertbericht liest.

Abgeschlossen wurde mit dem Klassiker Voices of Doom, bei dem der Frontmann die überdimensionale Flagge mit dem weißen Raben sprichwörtlich über die Köpfe des Publikums schwang. Man kann also wirklich nicht sagen, dass der Laufsteg nicht ideal genutzt worden ist. 😉 Dies ist auch noch so eine kleine Besonderheit, die so ein Mono Inc. Konzert noch ein wenig mehr von der Masse abhebt.

Und kurz vor 23 Uhr verabschiedeten sich die Nordlichter mit den wunderbar passenden Worten „Das waren Mono Inc. und Freunde. Vielen, vielen Dank Berlin!„.

Setlist Palast: Shut The Door / Crucify / Just Friends / Get Me / Strong / Mirror Mirror / Best Of Me / Hush

Setlist Mono Inc.: Together Till the End / The Banks of Eden / Arabia / This Is The Day / Never-Ending Love Song / Across the Waves / Boatman / Forgiven / Potter’s Field (mit MajorVoice) / Wonderful Life (MajorVoice only) / Symphony of Pain / Gothic Queen / After The War / Children Of The Dark / Kein Weg zu weit (mit Joachim Witt) / Voices of Doom / Get Some Sleep

Text: Ginger Chan
Photo: Steph Lensky
13.05.2017 Palast @ Huxley’s Neuer Welt Berlin
13.05.2017 Mono Inc. & Freunde @ Huxley’s Neuer Welt Berlin

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