Live Review: Sturm auf die Bastille Festival 2017 / Berlin

Am 22. April war es wieder soweit: zum 3. Mal hieß es „Lasst den Sturm beginnen!“ auf dem Sturm auf die Bastille Festival. Ursprünglich gegründet vom Streetteam Berlin und Herzparasit Frontmann Ric-Q Winter sollte das Festival namenhaften sowie unbekannten Bands der Schwarzen Szene die Möglichkeit geben sich zu präsentieren. Dieses mal taten dies die Bands Vadot, The Pussybats, Schattenmann, Herzparasit und Vlad In Tears. Zusätzlich war das Festival auch noch die große Geburtstagsfeier des Streetteam Berlins, welches im Berliner Privatclub sein 10-jähriges Bestehen feierte.

Pünktlich um 17.30 Uhr öffnete sich die Tür des Privatclubs. Die Stimmung war von Anfang an gelöst, einige Bandmitglieder schwirrten bereits umher und führten bei ein paar Drinks ungezwungene Gespräche mit ihren Fans und Freunden. Es war auch schön zu sehen, dass zahlreiche andere Berliner und auch nicht-Berliner Szene-Fotografen und Schreiberlinge anwesend waren, um mit ihren Kollegen vom Streetteam Berlin zu feiern und sich das Line Up des Festivals nicht entgehen zu lassen. Ihr könnt also auf zahlreiches Bild- und Textmaterial von diesem Abend gespannt sein 😉 .

Nach einem herzlichen Empfang durch Streetteam Berlin Chef Thomas und Pater Noster vom Radio Klapsmühle, die das Festival mittels Livestream übertrugen und zeitnah wiederholen werden – ein regelmäßiger Blick auf die Homepage lohnt sich also, eröffneten Vadot den Abend.

Für mich persönlich bisher unbekannt, konnten die drei Berliner Beate von Shuffle (Schlagzeug), Skeet (Gitarre und Synths) und Vadot Ajour (Gitarre und Gesang) mit ihrem gefühlvollen Elektro-Wave-Rock wirklich überzeugen. Rockiger als gedacht, brachten sie u.a. Beende Deine Jugend, Kreuzfeuer und Was Zählt? auf die Bühne und heizten mit ihrem insgesamt 11 Songs umfassenden Set dem zwar wenigen – kein Wunder bei der Konkurrenz an diesem Wochenende in der Stadt – aber dafür für viele Stimmung machenden Publikum ordentlich ein. Vorab bezeichnete ich Vadot als Geheimtipp der Szene – nun, geheim halten muss ich es nicht, denn ich empfehle einen Live-Besuch bei ihnen auf jeden Fall weiter! Das kann man beispielsweise auf dem kommenden WGT in Leipzig tun.

Den Anschluss bildeten The Pussybats. Die vier Stuttgarter Marple (Bass), Mike (Drums), Sid (Vocals) und Maze (Guitar) knüpften nahtlos an den Vorheiz-Erfolg der Vorgänger an. Mit Songs wie Dance With The Devils, Pure Crystal, Scary Fairy 0und Red Nose On, bei dem Frontmann Sid einen zugegeben echt gruseligen Clown verkörperte, rockten sie die Bühne und brachten die Wände des Clubs ordentlich zum Beben. Das feiernde und tanzende Publikum bekam nebst witzigen Sprüchen noch 10 weitere Tracks von The Pussybats, unter anderem Silver Bullet, Hell Is Freezing und Dancing With Myself (im Original von Billy Idol) vom aktuellen Album Indestructible, um die Ohren geschmettert.

Schattenmann – mein persönliches Highlight – legten dann so richtig los. Mit Neonfarbe bemalt und unter Schwarzlicht leuchtend, betraten Drummer Patrick, Gitarrist Jan und Bassist Luke die Bühne. Begleitet von Applaus und Jubel kam schließlich auch Frontmann Frank dazu. Mit Schattenmann bretterten sie dem Publikum den ersten Song ihres 8 Titel umfassenden Sets entgegen. In feinster NDH Manier folgten 9mm, Brennendes Eis und Licht an Licht aus, die das Publikum zu ausgelassenem Tanzen, Feiern und Mitsingen veranlassten. Das Spiel mit Licht, Dunkelheit und den daraus entstehenden Schatten gepaart mit den ehrlichen deutschen Texten und der vorantreibenden Musik à la „in dein Gesicht“ kam entsprechend gut beim Publikum an. Bei Böser Mann wurde selbiges sogar integriert, indem es auf die Frage „Wer hat Angst vor’m Bösen Mann?“ mit „Niemand, niemand!“ antwortete. Aber Schattenmann können auch anders: die Ballade Gekentert rührte nicht nur das Publikum zu Tränen, nein auch Ric-Q von Herzparasit hatte den Song im nachfolgenden Auftritt noch immer im Ohr. Schattenmann sind schon richtige Rampensäue, bei denen man von der ersten Sekunde an die Energie spürt und den frischen Wind in ihrem NDH 2.0 Sound hört. Wir werden zukünftig noch viel von den Herren hören, dessen bin ich mir sicher.

Anschließend enterten Herzparasit die Bühne. Allein für die Show, die die Jungs abliefern lohnt es sich alle Male sie sich einmal Live anzusehen! Etwas schwer zu fotografieren, aber mit beeindruckendem Effekt startete der Auftritt der vier Münchener mit vielen Lasern und zuckenden Lichtern. Sänger Ric-Q zielte mit seiner spacigen Laser“waffe“ auf die anwesenden Erdlinge (nein mit der gleichnamigen Band hat das hier nichts zu tun 😉 ) während er durch die Menge Richtung Bühne schlich. Mit zwei Herzparasiten weniger, aber tatkräftiger Unterstützung am Bass taten Ric-Q, El Torro (Gitarre) und MR. SM (Drums) das, was sie am besten können: sie vergifteten das Publikum mit ihrem Sound, im positiven Sinne natürlich. Sie brachten dem Publikum Songs der neuen Platte ParaKropolis, die am 05.05. erscheint ([EDIT] Das entsprechende Review findet ihr hier), mit: Manege Frei, Tastsinn und It Must Be In English, aber auch ältere Songs wie Kartenhaus und Herz verliert waren Teil des 9 Songs umfassenden Sets.

Vlad In Tears bildeten den Abschluss des Line Ups. Vom Sound her waren sie an diesem Abend leider am schlechtesten, denn die Instrumente waren viel zu laut eingestellt, sodass Kris‚ geniale Stimme leider nicht wirklich durch kam. Schade, da doch die meisten vor allem wegen ihnen da waren. Am Mitsingen und Feiern hat diese technische Gegebenheit aber trotzdem niemanden gehindert. Die Stimmung war gut und ausgelassen – auch auf der Bühne – und so spielten Vlad In Tears ihr aus 14 Songs bestehendes Set. Mit dabei waren u.a. Run Or Fight, Feed On Me und Here Comes The Rain. Und wie sich das für einen ordentlichen Vlad In Tears Auftritt gehört, durften natürlich auch die beiden weltbekannten Songs Wicked Game (im Original von Chris Isaak) und Join Me (in Original von HIM) nicht fehlen – spätestens hier verfielen die Damen im Publikum dem charismatischen Sänger. Der Auftritt der vier Wahl-Berliner mit italienischen, rumänischen und russischen Wurzeln war wie immer sehr energiegeladen und riss das Publikum ordentlich mit. Ein würdiger Abschluss eines insgesamt musikalisch runden Abends.

Inwieweit die angekündigte Aftershowparty noch genutzt und gefeiert wurde kann ich leider nicht sagen, da ich dann ganz Weichei-like völlig erschöpft nach Hause gekrochen bin. Aber ich bin mir sicher alle Beteiligten hatten ihren Spaß und haben den Abend auf ihre eigene Weise ausklingen lassen. Insgesamt ein Abend der uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Abschließend will ich mich noch einmal bei allen Beteiligten – den Bands und Technikern, den Leuten vom Privatclub, dem Streetteam Berlin und vor allem bei Thomas und Nicole – bedanken, dass sie mit so viel Herzblut, Hingabe und Liebe zum Detail so einen großartigen Abend auf die Beine gestellt haben.

Noch einmal Happy Birthday ans Streetteam! Bleibt die Herzensmenschen, die ihr seid und macht weiter so!

Setlist VADOT: Hochmut / Zerrissen / EC / Die Schöne / Sonst nichts / Was zählt? / Nacht im August / Motten / Beende deine Jugend / Kreuzfeuer / Du mit Dir

Setlist The Pussybats: Dance With The Devils / Hell Is Freezing / Silver Bullet / Dancing With Myself / Pure Crystal / Red Nose On / I Know / Scary Fairy / Back To The Darkness / 4 A Revolution / Devils Bay / Tunes For Tragedy / Your Woman / No Romeo / Miss Purgatory

Setlist Schattenmann: Schattenmann / 9mm / Rot / Böser Mann / Brennendes Eis / Gekentert / Licht an Licht aus / Zahn der Zeit

Setlist Herzparasit: Manege Frei / Vatermal / Kartenhaus / Salz / Tastsinn / Scharfer Schlaf / It Must Be In English! / Milch / Herz verliert

Setlist Vlad In Tears: Run Or Fight / Feed On Me / Burn Insight / Burning Bright / Blame Yourself / Fallen Angel / Fade Away / Die Today / Wicked Game / Here Comes The Rain / Don’t Let Us Fall / Mary / Join Me / Lies

Text + Photos: Steph Lensky
22.04.2017 3. Sturm auf die Bastille @ Privatclub Berlin

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