Album Review: Sündenrausch – „Original Sin“

Was macht man, wenn man sich musikalisch neu erfinden will? Man kehrt zum bisherigen Produzenten zurück! Klingt seltsam? Nicht jedoch wenn man weiß, dass dieser besagte Produzent selbst eine Wandlung vom Goth-Rock zum Metal mit seinem eigenen Bandprojekt Lord of the Lost durchgemacht hat. So verpassten Chris Harms & sein Team Sündenrausch deren nunmehr entgültigen englischen Texten ein metallastiges Gewand. Das Hamburger Duo erfindet sich mit ihrem 4. Release also nochmal komplett neu. Ob das gelungen ist, schauen wir uns hier einmal an:

Das Cover verspricht schonmal, was das akustische Arrangement hält. Fast allen Songs gemein ist der harte Gitarrenriff von Michael Alberts und die elektrisch verzerrte Stimme von Kira Sinister. Da wurde wirklich alles aus dem Mischpult herausgeholt, was es her gab. So handwerklich gut gemacht jedes Stück für sich genommen ist, läuft das zweite Album beinahe Gefahr in sich selbst eintönig zu wirken (bis auf den dritten Track Trapped in Limbo), was jedoch im letzten Drittel gerade noch so von den Stücken Electric Player und Halo abgewendet wird. Wobei Letzterer sich durchaus auch als kommende Singleauskopplung anböte – nach Original Sin & The Lost One – um die Fans der ersten Stunde ein Stück mitzunehmen.

Wobei es aber klar ist wo die Reise für das 2013 gegründete Duo hingehen wird: in eine experimentierfreudige, metallastige Zukunft. Und davon wird einem viel geboten. Es reicht von Red Sun über Necromancy weiter zu Demons bis nach Mortals (feat. Chris Harms).
Der titeltragende Track hingegen bricht dann nochmal so ganz und gar mit dem Stil. Er ist im Duett mit Chris Pohl entstanden, was man deutlich heraushört. Dass sich Original Sin dann doch mehr wie ein Remix denn ein eigenständiger Sündenrausch-Track anhört, liegt nicht ausschließlich an der Stimme des Duettpartners, es ist die gesamte Komposition, die wiederum Blutengel-Fans begeistern wird.

Wie die EP Schwarz Wie Ebenholz (2016) lies das Hamburger Duo auch Original Sins in den Chameleon Studios produzieren, anders als noch Sündstoff (2015), Leise (2017) & Zeitgeist (2019).

Songtechnisch ist die Neuausrichtung ohne Zweifel gelungen. Aber ob es auch die richtige Entscheidung war? Zu viel von Lord of the Lost und zu wenig Sündenrausch steckt mir persönlich im aktuellen Album, war es doch gerade die harmonischen deutschsprachigen Texte, die mich persönlich begeisterten (hier das Review). Natürlich erreicht man gegenüber dem englischsprachigen Metalgerne damit nur ein begrenzteres Publikum, aber ob Sündenrausch aus der hart umkämpften Pool herausstechen wird, dies werden letzten Endes die Fans entscheiden. Also hört gern hinein!

Tracklist: 01. Dawn Of Time
02. Red Sun
03. Trapped In Limbo
04. Original Sin (feat. Chris Pohl)
05. Black Water
06. Necromancy
07. Demon
08. Mortals (feat. Chris Harms)
09. Collide
10. Electric Prayer
11. Halo
12. The Lost Ones
Release: 18. März 2022
Genre: Dark Rock/Metal
Label: Sündenmusik
Anspieltipp: Black Water, Halo, Necromancy
Homepage: www.suendenrausch.com

 

Text: Ginger
Photo: Stefan Weeber

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