Am 24. Juli jährt sich die Katastrophe der Loveparade in Duisburg zum zehnten Mal. Aufgrund eklatanter Fehlern im Sicherheitskonzept und bei der Durchführung kam es auf der Zugangsrampe zum Festivalgelände zu einer Massenpanik in dessen Folge 21 Menschen starben und Hunderte teils schwer verletzt wurden. Eine juristische Aufarbeitung ist im vergangenen Jahr ohne Urteil eingestellt worden. Auch wenn die Frage „Wie konnte es dazu kommen?“ geklärt ist, bleibt die Frage „Kann so etwas wieder passieren?“ wenn niemand Verantwortung im juristischen Sinne tragen muss?
Die ernüchternde Antwort ist: ja
Nur zweieinhalb Jahre später kamen Konzertbesucher und Musiker mit dem Schrecken und leichten Verletzungen davon, als während eines Auftrittes in der Live Music Hall Deckenteile herabstürzten und den Abend jäh beendeten.
Doch auch hinter den Kulissen kommt es immer wieder zu Unglücken aufgrund mangelnden Arbeitsschutzes, wie PlusMinus recherchierte. Eine solche Nachlässigkeit führte zum Tod des 19jährigen Marvin Puchmeier während Abbauarbeiten nur wenige Stunden nachdem Konzertbesucher den Saal der Schleyerhalle in Stuttgart verlassen hatte. Er wurde von einem Kollegen erschlagen, der mit dem Abbau der Deckenkonstruktion beauftragt war – zwei zerstörte Leben, weil es schnell gehen musste? Vernachlässigung von Vorschriften führen aber auch außerhalb vom Veranstaltungsgelände zu gefährlichen Situationen. Da liest man von Tourbussen, die ihre Anhänger verlieren oder bei denen es TÜV-Sachverständigen Tränen in die Augen treibt. Dass es zu Reifenplatzern oder Flammenentwicklung kommt, ist trotz größter Sorgfalt des Busunternehmens nicht immer zu verhindern. Dennoch geht es darum größtmögliche Sicherheit für Insassen und Verkehrsteilnehmer walten zu lassen.
Dann gibt aber es noch diese Art von Umstände, denen der Mensch einfach machtlos ausgeliefert ist – die unberechenbaren Elemente der Natur. Ein Risiko, welches sich Open Air Veranstaltungen immer wieder ausgesetzt sehen. Zögerliches Handeln bzw. der Verzicht auf Abbruch der Veranstaltung können verheerende Folgen haben, wie das Konzert von Rapper Marteria und Casper im letzten August zeigte, bei dem das Event trotz Warnung des Deutschen Wetterdiensts durchgeführt wurde und nachlässiger Bühnenaufbau 28 Menschen teils schwere Verletzungen zufügten.
Diese Unberechenbarkeit der Naturgewalten, deren Ausmaße erst nachher wirklich bekannt sind, macht es den Verantwortlichen oft schwer die beste Entscheidung für die Situation zu treffen. Denn schließlich kann auch die Abreise von Veranstaltungsgelände Gefahren bergen, wie die Besucher des Full Force 2012 schmerzlich erfahren mussten. So konnte sich wiederum das Amphi Festivals 2015 glücklich schätzen, dass es genau in dem Jahr den Tanzbrunnen gegen die LANXESS Arena tauschten, in dem ein heftiger Orkan die Running Order ordentlich durcheinander wirbelte. So fanden Besucher und Händler bequemen Schutz in dem massiven Gebäude. Ein gutes Informationsmanagement sorgt zusätzlich dafür, dass in so einer Lage keine Panik aufkommt.
Kommt allerdings zu Nachlässigkeit und Sorglosigkeit noch der unbedingte Wunsch etwas durchziehen zu wollen aufgrund Prestige oder Größenwahn, dann ist eine Katastrophe wie am 24.07.2010 im Tunnel von Duisburg vorprogrammiert. Das eine ist sich auf das Verantwortungsbewusstsein von Veranstaltern zu verlassen, das andere sich auf seinen eigenen Instinkt zu verlassen und Gefahrenherde zu meiden, um dann sorglos feiern zu können. Und denkt daran, wenn euch der Eintritt zu einem Veranstaltung einmal zu hoch erscheinen sollte: auch damit wird das Sicherheitskonzept mit finanziert.