Album Review: Dying Phoenix – „Winter is Coming“

Konzeptalben im Symphonic Metal-Genre sind nichts Ungewöhnliches, können doch Geschichten über Mythen, Drachenkämpfer und gefallene Helden durch basslastige Männerstimmen und sophranistischen Frauengesang nochmals ein Stückchen voluminöser erzählt werden. Häufig werden sie dann an bekannte Figuren angelehnt (siehe als Beispiel unser Review zu Hexed – Pagans Rising)

Nicht nur so ein bisschen, sondern ganz massiv bedient sich Winter is Coming von Dying Phoenix an literarischen Figuren. Und wer wie ich Fan der Welt von George R.R. Martin ist, sollte bereits erahnen, dass der Albumtitel nicht auf den Releasezeitpunkt hinweist, sondern auf die Welt von A Song of Ice and Fire bzw. Games of Thrones. Dying Phoenix gehen also mal gleich ganz groß rein.

Wie Kenner wissen, wurde die Buchverfilmung Games of Thrones nicht nur wegen der Drehbücher berühmt, sondern auch für das besondere Intro, welches einem jedesmal auf die Geschichten einstimmt. Und genau das wurde auch dem Album Winter is Coming spendiert: Instrumentals, die den Vorgang in die Welt von Dying Phoenix aufziehen und nach neun Episoden schließen. In diesen neun Episoden wird gekämpft, geflüchtet, geliebt, gesiegt, verloren, vergeben, versagt, verführt.

Who Owns The North ist rau, ist karg, ist schön, ist windig und darauf hat sich die Stimme von Pat StJames eingestellt. Man scheint spüren zu können wie er sich durch einen Eisturm durchkämpft, getrieben von Drums und Streichern, beschützt von den Stimmen von Moran Magal wie auch der Sopranistin Erica Bianca. Dann sich wieder durch die unwirklich weite karge Tundra durchzukämpfen, dank langsamerem Arrangements des Stückes, was so schnell wechselt, wie die Ereignisse im größten der Königreiche sich überschlagen können.

Ein nicht minder treibender Song ist Mother of Dragons, und damit nicht unberechtigt die erste Single-Veröffentlichung von Winter is Coming. Für Anhänger von Games of Thrones sollte es an dieser Stelle nicht schwer zu erraten sein, auf wen sich das Stück bezieht. Für alle Anderen formt die Erzählung die Legende von Fabelwesen, übernatürlichen Kräften und verschlungenen Schicksalen. Besonders dieses Stück hat eine gleichsam interessante Entwicklung hinter sich, wie auch die besungene Heldin; wie Pat St.James in den Rockcast vom Metalheards Forever verriet.

Als harten Kontrast zum Liebeslied, was zwischen diesen beiden Songs geschoben wurde, ist All Men Must Die so richtig was für Metalheads auf der Tanzfläche. Die Melodie ist so gut arrangiert, dass ich beim Hören keine Szene aus einer Fantasywelt vor mir sehe, sondern gestandene Männer, die ihr wallendes Haar auf der Tanzfläche schütteln. Verzeihung – das war zu klein formuliert – schreiben wir: „gestandene Männer, die sind in einen gigantischen Moshpit auf dem Festivalacker begeben“. 🙂 Und auf eine andere, nicht minderschöne Art läd All For The Throne zum Stampfen, Tanzen, Bewegen, Mitsingen ein. Wenn nicht wenigstens einer dieser Songs von DJs in ihr Repertoire aufgenommen werden würde, würde mich das schon sehr wundern.

Winter is Coming als ein episches Album zu bezeichnen, ist aufgrund des Arrangements von Instrumenten und mehrstimmigen Gesang wohl nicht zu hoch gegriffen. Durch die vielschichtigen Stimmfarben ist es ein großer Gewinn für das Symphonic Metal Gerne und definitiv auch für das Fandom von Das Lied von Eis und Feuer und Games of Thrones.
So sei es uns Bücherwürmern zu wünschen, dass das Album den Weg zu George R.R. Martin finde, auf das es ihm inspiriere seine Sicht der Welt von Westeros und Essos zu Ende zu erzählen. Dying Phoenix taten es bereits und dies auf überwältigende Weise!

Tracklist: 01 Valar Morghulis
02 Weaver Of Lies
03 Who Owns The North
04 Saturnine Days
05 Mother Of Dragons
06 All Men Must Die
07 Dead Faces Blue
08 All For The Throne
09 Attack The Wall
10 Deep Down Below
11 The Wild
12 Valar Dohaeris
Release: 26. Mai 2023
Genre: Symphonic Metal
Label: El Purto Records
Anspieltipp: Who Owns The North, All For The Throne
Homepage: www.dying-phoenix.com

Text: Vivian Zimmermann
Graphic: Harley Velasquez

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