Feiern ohne das gute Gewissen an der Garderobe abzugeben!
Was nach einer Forderung klingt, die aus der #FridayForFuture-Bewegung geboren wurde, ist tatsächlich schon fast eine Dekade alt. Denn so lange sind die Enthusiasten von CLUBMOB.BERLIN schon unterwegs, um Clubs und Bars in eine nachhaltige Zeit zu führen. Und wie funktioniert das? Davon hat uns Projektleiterin Konstanze Meyer berichtet.
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Ginger: Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast. Nach dem verhängten Lockdown von Berlin aufgrund der COVID-19 Pandemie vermute ich habt ihr die Terminbücher voll von Clubs, welche sich bei euch bezüglich Energieeffizienz beraten lassen möchten, oder ist vielmehr das Gegenteil der Fall aufgrund Zukunftsängsten der Besitzer?
Konstanze: Kurzfristig müssen die Clubs eher um ihre Existenz kämpfen. Energieeffizienz und Klimaschutz rücken wieder stärker in den Vordergrund, wenn sicher ist, ob und wann es weitergeht. Wir sind begeistert von der positiven Resonanz auf die United We Stream-Kampagne, die zur Unterstützung der Clubs dient und u.a. von der Clubcommission und dem Bündnis Reclaim Club Culture initiiert wurde. Auf die Clubschließungen haben wir mit einer kleinen Checkliste reagiert: Hier erfahren die Clubs, wie man während der Schließzeit unnötige Energiekosten und Schäden an der Technik vermeidet.
Langfristig gesehen helfen die Energieberatungen natürlich das Klima zu schützen, Ressourcen zu schonen und ganz nebenbei den Geldbeutel der Clubbetreiber*innen zu entlasten. Das wird besonders in der Zeit nach Corona spannend, wenn es darum geht, die fehlenden Umsätze abzupuffern.
Ginger: Wenn man als Clubbesitzer mit eurem Team ein Date hat, was erwartet einen dabei?
Konstanze: Romantisch wird es bei einem Date mit uns eher nicht, eher zahlenlastig und informativ 😉 Zuerst werfen wir einen Blick auf Strom- und Betriebskostenabrechnungen, etc. Das gibt uns einen ersten Eindruck des Gesamtverbrauchs des Clubs und damit auch wie viel CO2 durch die Clubaktivitäten emittiert werden. Im 2. Schritt sind wir vor Ort unterwegs und begutachten das Gebäude, die Technik und wie sie eingesetzt wird. Zum Beispiel schauen wir uns Beleuchtung, Kühltechnik, Heizung aber auch die Mülltrennung an. Anschließend berechnen wir die Ökobilanz des Clubs und suchen nach Einsparpotentialen. Die stellen wir den Clubbetreibenden vor und schicken sie in die Umsetzung, bei der wir natürlich weiter beratend zur Seite stehen.
Je nach Wunsch des Clubs organisieren wir in Kooperation auch Clubmob-Parties, deren Gewinne zu 100 % in Energiesparmaßnahmen im Club fließen. Damit haben die Betreiber*innen nicht nur das Wissen, sondern auch eine kleine Anschubfinanzierung.
Ginger: Wie ist eure Idee damals entstanden? Gab es so einen Schlüsselmoment, in dem ihr euch sagtet: „Eine grüne Welt ist tanzbar!“?
Konstanze: Der Clubmob geht auf das Prinzip des Carrotmobs zurück, d.h. statt die „bösen Energiemonster-Clubs“ zu boykottieren, unterstützt man lieber diejenigen Clubs, die sich verbessern wollen mit einer stärkeren Frequentierung und dem nötigen Know-How. Die zusätzlichen Einnahmen durch den „Mob“ werden dann in Energieparmaßnahmen direkt im Club investiert. Grundsätzlich ging es aber für viele von uns darum, unser Engagement für Klimaschutz mit unserer Begeisterung fürs Nachtleben zu verbinden. Und das passt wunderbar zusammen: Eine grüne Welt ist tanzbar!
Ginger: Welches Projekt oder Erlebnis ist euch in besonderer Erinnerung?
Konstanze: Da gibt es so viel: Wir haben spannende Clubmob-Partys, z.B. im ZK/U oder im SO36 organisiert, wo wir Menschen unter dem Motto „Tanzen für den Klimaschutz“ zusammenbringen konnten. Im Laufe der Jahre entstand aus dem Clubmob der Verein clubliebe, mit dem wir – in Kooperation u.a. mit der Clubcommission und dem BUND Berlin e.V. – die Future Party Labs 2015, 2017 und 2019/20 umsetzen konnten. Diese Innovationslabore für eine klimafreundliche und nachhaltige Feierkultur bringen Menschen aus dem Nachtleben und der Nachhaltigkeit zusammen. Für unser Engagement und unser aktuelles Projekt Clubtopia wurden wir auch mit dem Listen to Berlin-Award ausgezeichnet, was uns besonders freut!
Besonders gespannt sind wir dieses Jahr auf den Future Party Ideenwettbewerb, wo wir all den tollen Ideen für ein klimafreundliches Nachtleben eine Bühne bieten wollen. Aktuell kann man die Clubszene natürlich mit Spenden, aber eben auch mit guten Ideen unterstützen.
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Die genannten Projekte sind Teil von Clubtopia – ein Anfang 2019 vom BUND Berlin e.V. und Verein clubliebe und von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gefördertes Projekt. Das erklärte Ziel ist die Unterstützung des Senats bei dessen Vorhaben die Hauptstadt bis 2050 für klimaneutral zu erklären – für ein Feiern ohne schlechtes Gewissen.
An dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Dank an Konstanze Meyer und ihr Team, die sich trotz der turbulenten Tage Zeit genommen haben einen Einblick in ihre Arbeit zu geben. Wir wünschen dem Team von CLUBMOB.BERLIN und deren Partner, dass noch viele weitere Projekte realisiert werden können.
Text + Interview: Ginger