Album Review: Lord of the Lost – „Blood & Glitter“

2022 war ein aufregendes – wenn nicht sogar das bisher aufregendste und arbeitsreichste – Jahr für die Hamburger Jungs von Lord of the Lost. Als Support-Band auf Tour mit den Heavy Metal Legenden von Iron Maden, eine kleine aber feine Ensemble Tour, gefolgt von einer eigenen, bisher größten und Großteils ausverkauften Headliner-Tour mit Support von Nachtblut und Scarlet Dorn und zum Abschluss ihr 1. eigenes Mini Festival, das Lord Fest in Hamburg.

Doch das reichte ihnen nicht. Sie mussten auch noch mal eben schnell und kurz vor Jahresende ein neues Album raushauen. Nach einem Jahr heimlicher Arbeit daran wurde am 30.12.2022 ohne viel Vorankündigung und Schi Schi Blood & Glitter geboren.

Nicht nur mit dem Verzicht auf die üblicherweise vor einer Veröffentlichung anlaufende Promo-Maschinerie zeigen Lord of the Lost dem Business den Mittelfinger, sondern auch auf dem Album-Cover, welches von den Arbeiten des bekannten Musik-Fotografen Mick Rock inspiriert ist. Auch musikalisch ist Blood & Glitter direkt und mitten ins Gesicht. Darauf sind 13 brandneue Tracks Lord of the Lost typisch gefüllt mit jeder Menge Energie und Leidenschaft, die schnell und ohne Umschweife auf den Punkt kommen und dabei allesamt tanzbar und eingängig sind.

Das Album beginnt mit dem Titeltrack Blood & Glitter, dessen Video bereits an Weihnachten als einziger Album-Teaser veröffentlicht wurde. Gefolgt vom zynischen Leave Your Hate In The Comments, in dem die Band ihre Hater ordentlich aufs Korn nimmt und ihnen eine Bühne für ihren Hass bietet. Im zugehörigen Video wurden sogar echte Hass-Kommentare verwendet, die Lord of the Lost schon lesen mussten. Für einige Songs haben sie sich Gäste dazu geholt: Bei The Future Of A Past Life liefern sich Chris Harms und Heaven Shall Burn-Frontmann Marcus Bischoff stimmgewaltig ein Scream-Battle. Reset The Preset feat. Combichrist-Frontsau Andy LaPlegua wirkt durch den Einsatz von Elektro-Komponenten sehr Industrial-like und die sich steigernden Passagen laden zum Moschen ein, während der Refrain Mitgröhl-Potential hat. Dieses hat auch der Song Destruction Manual, welcher Synthie-Klänge mit harten Gitarren-Riffs vermischt. Für Save Our Souls hat Ally Storch, Geigerin bei Subway to Sally, mitgewirkt und ist instrumental zu hören. One Last Song ist nach eigenen Angaben für Fronter Chris Harms der Song, den er vor seinem Tod als Letztes singen wollen würde. Und das spürt man: der Titel ist voller Liebe für seine Familie, seine Freunde und seine Fans, ohne eine schmachtende Ballade zu sein. Insgesamt könnte Blood & Glitterfür immer das Album sein, das mich in vielerlei Hinsicht am meisten widerspiegelt“, schrieb er in einem Instagram-Post. Für das Cover des Roxette Klassikers The Look haben sich Lord of the Lost den 90er Jahre Eurodance-Star Blümchen aka Jasmin Wagner mit ins Boot geholt. Als Herz An Herz Fan hätte ich persönlich mir etwas mehr stimmliche Beteiligung auch in den Strophen und nicht nur im Refrain gewünscht, aber das tut dem Flair des Songs nur wenig Abbruch und ist meine einzige Kritik am Album.

Alles in allem ist Blood & Glitter ein durchweg gelungenes und Hit-dichtes Album, mit dem Lord of the Lost ihren einzigartigen Sound wieder einmal neu definieren: Dark Rock trifft auf Industrial Metal und 80er Jahre Glam-Rock. Die Intention, die hinter der ungewöhnlichen Release-Strategie steckt, nämlich „die pure Magie, ein Album eurer Lieblingsband zum ersten Mal zu hören, dieses ‚Wie in alten Zeiten‘-Gefühl“ ist der Band grandios gelungen.

Und nicht nur das ist ihnen gelungen.

Zur Hölle mit den Charts, Playlist-Präsentationen und 1000 sinnlosen Reviews im Voraus. Was zählt, ist was ein Album auf lange Zeit bedeutet, nicht wie hoch sein ‚Wert‘ am Veröffentlichungstag ist.“ Das sagte Mastermind Chris Harms nach der Über-Nacht-Veröffentlichung.

Doch was als Überraschung an ihre Fans begann, überraschte schnell die Band selbst. Innerhalb der ersten Tage nach Release wurde das Album so oft verkauft, dass die Nummer 1 der Deutschen Album Charts zum Greifen nah war. Sicher spielten da auch die bereits vorab unwissentlich getätigten Käufe der auf 500 Stück pro Stadt limitierten „Small Clubs Only“ Ticket Boxen hinein, in denen das Album bereits als Überraschung für die Käufer*innen enthalten war. Aber auch ihre Last Minute Support Aktion, in der nebst anderen Bundles auch eine Album-Version mit persönlicher Video-Grußbotschaft erhältlich war, blieben nicht ohne Folge. Und was sollen wir sagen? Nachdem schon Judas 2021 bereits die #2 der DAC belegte ist die Sensation nun komplett: mit Blood & Glitter sind Lord of the Lost aus dem Stand und ohne große vorherige Promotion direkt auf die #1 der DAC geschossen. WOW! Herzlichen Glückwunsch dazu, sie haben es sich verdient!  

Tracklist: 01 Blood & Glitter
02 Leave Your Hate In The Comments
03 Absolute Attitude
04 The Future Of A Past Life (feat. Marcus Bischoff)
05 No Respect For Disrespect
06 Reset The Preset (feat. Andy LaPlegua)
07 Destruction Manual
08 Dead End
09 Leaving The Planet Earth
10 Forever Lost
11 Save Our Souls (feat. Ally Storch)
12 One Last Song
13 The Look (Roxette Cover) (feat. Blümchen)
Release: 30. Dezember 2022
Genre: Dark Rock / Metal
Label: Napalm Records
Anspieltipp: Reset The Preset, Destruction Manual, One Last Song
Homepage: www.lordofthelost.de

Text: Steph Lensky
Photo + Video: Matteo Fabianni

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