CD Review: Schattenmann – „Licht An“

Endlich heißt es Licht An für die 4 Schattenmänner aus dem Frankenlande. Denn ihr gleichnamiges Debüt-Album wird am 02.03.2018 das Licht der Welt erblicken

Eigentlich braucht es viel Zeit, um an Anerkennung, Ruhm und Erfolg zu gelangen. Und das erst recht in einer knallharten Branche wie der Musikindustrie. Schattenmann gründeten sich zwar erst Ende 2016, schafften es allerdings binnen kürzester Zeit zu großer Bekanntheit in der schwarzen Szene – und auch darüber hinaus. Kurz nach ihrer Gründung folgte im Frühjahr 2017 eine Support-Tour mit den Jungs der Heldmaschine. Durch ihre charismatischen Shows und ausdrucksstarken Songs gelang es Frank Herzig (Gesang), Jan Suk (Gitarre), Luke Shook (Bass) und Patrick „Schotti“ Schott (Ex-Drummer), der die Band im Herbst 2017 aus beruflichen Gründen verlassen musste und vom ebenso talentierten Nils Kinzig ersetzt wurde, mit ihrem neu interpretierten NDH 2.0 Sound, eine Welle der Begeisterung auszulösen, mit der die Gruppe selbst nicht gerechnet hätte. Das beste Resonanzzeichen für eine so junge Formation: die erste Tour-EP, welche auf 500 Stück limitiert war, war nach nur wenigen Shows restlos ausverkauft.

Und nun steht das erste Album der vier Schattenmänner an. Ein Album, das viel Blut, Schweiß und Tränen gekostet haben muss. Wieso wir das denken? Das erfahrt ihr jetzt:

Passend zum Albumtitel heißt der Eröffnungstrack Licht An. „Auch wenn du dich in deinem Loch verkriechst, ich bin hier. Ganz dicht bei dir!“ heißt es unter anderem in dem Lied. Man könnte meinen in dem Song geht es um einen Menschen mit ausgeprägten Stalker-Phantasien. Wenn man aber versucht den Song aus einer zweiten Perspektive zu betrachten, dann sieht man darin nicht nur das beharrliche Nachstellen von einer Person nach einer anderen, sondern vielleicht sogar ein Stück von sich selbst. Sein Unterbewusstsein. Wer sonst kennt seine persönlichen Laster, die eigenen Fehler oder gar das Böse in sich und seine Feinde? Egal wie arg man sich dagegen wehrt, sein Innerstes bekommt man nie vollkommen verändert oder abgeschafft. Egal wie lange man schon geübt ist in Contenance, manchmal tritt das wahre Ich doch zum Vorschein. Dies kann auch der dunkle Teil der Seele sein und das Verstellen kommt ans Licht. So ist auch das Zwischenspiel der Melodien. Dieses treibende und jagende Gefühl, welches über Drums, Bass und Gitarre kommt, im Zusammenspiel mit einer „schönen kranken Verfolgerwahnstimme“.

Vom inneren Kampf mit seinem zweiten Ich hin zu einem längst bekannten Song der Schattis, zu welchem es auch das allererstes Musik-Video gab: Gekentert. Diesen Track gibt es auf dem Album als normale Version und als Unplugged Version. Gekentert kann, nein SOLL man auch wieder aus Perspektiven sehen! Einerseits bietet er sich als perfekter Herzschmerz-Song an, andererseits stellt er wiederum das Leben als diese Achterbahnfahrt dar, die man nicht jeden Tag braucht. Man ist ständig auf der Suche nach dem Quentchen Glück, welches das Lebenspuzzle komplett machen würde. Dabei verrennt man sich doch allzu leicht in eine Sache / in Jemanden und macht alles Glück und Leid von dieser / diesem abhängig. Dadurch verliert man leicht den Weitblick, um den es doch im Leben geht. Schattenmann zeigen sich hier von einer sehr nahbaren und emotionalen Seite. Diese Nahbarkeit strahlt Authentizität und bedingungslose Ehrlichkeit aus, welches die Musik der symphatischen Nürnberger für die Fans noch zugänglicher macht. Musik von Menschen für Menschen, die genauso wie du und ich sind. Laut und ehrlich.

Kommen wir nun zu einem Song, zu dem wir im Video Review bereits ein paar Worte gefunden haben: Generation Sex. Was haltet ihr davon? Ganz schön viel nackte Haut oder nicht? Könnt ihr den Song und das Video in Gesellschaft laufen lassen, ohne dabei zu denken „Oh Gott, was denken jetzt bloß die anderen von der Musik oder sogar von mir selbst?“ Und mit dieser Frage, die mehr als schonungslos gewisse Schampunkte anspricht, treffen Schattenmann den Nagel auf den Kopf. Freizügigkeit im Internet, der Kampf um Likes mit perfektem Make-Up, Michael Kors-Handtasche, Duckface – es geht um die perfekte Selbstinszenierung in der Öffentlichkeit. Da wo einst Prüdheit herrschte und Sexualtität ein absolutes Tabu-Thema war, sind heute die Grenzen im Umgang damit wie weggeblasen (Wortspiele sind nicht beabsichtigt 😉 ). Man bekommt das Gefühl, jeder spielt Pornostar, Hauptsache man präsentiert sich von seiner ansehnlichsten Seite. Denn Sex sells, oder nicht? Also ist extrem auch ganz normal? Es bedarf jedenfalls einer moralischen Überdenkung dieses Themas. Das Maß aller Dinge ist allerdings das eigene Empfinden. Schattenmann wagen es hier mit gesellschaftskritischem Funken erneut die Perspektive zu wechseln. Musikalisch will ich mich hier auf eine Phrase aus dem Video Review beziehen: „knallende Riffs und Franks rotzige Stimme“ passen ebenso gut zum Lied, wie die Schmutzigkeit im Umgang mit der Sexualität in unserer Welt.

So viel zu 3 der 13 Songs, die Licht An zu bieten hat. Ab Anfang März kann das Debüt-Album von Schattenmann in Händen gehalten werden. Aber nicht nur die Newcomer bringen einen Silberling auf dem Markt, sondern auch ihre Freunde von Megaherz. Ihr am 23.02. erscheinendes Album KOM3T (das Review gibt es hier) kann man gemeinsam mit Licht An dann am Merch der gemeinsamen Tour, bei der sie durch AnnA Lux unterstützt werden, erworben werden. 

Wir sind uns sicher: Licht An wird DAS Album des NDH 2.0 Genres werden. Die lyrischen Raffinessen, die Wortspiele und Doppeldeutigkeiten sind einfach grandios. Dieses Album regt zur Tiefsicht, Weitsicht und einem vollkommenen Perspektivenwechsel an. Selbstironisches Hinterfragen bis hin zu gesellschaftskritischen Themen machen Schattenmann in ihren Tracks zum Thema. Diese werden untermalt von harten schallenden Bass- und Gitarrenriffs, einem drohenden treibenden Drumsound, sowie Frank Herzigs kraftvoller und charismatischer Stimme. Es ist ein sehr gelungenes erstes Album mit düsterem NDH Sound, das szeneübergreifend Fans, Familie und Freunde begeistern wird.

Schattenmann sind absolute Senkrechtstarter und wir sind gespannt, welche Wortakrobatik in Zusammenspiel mit schattiger musikalischer Untermalung uns von ihnen noch erwarten wird.

Tracklist: 01. Licht An
02. Brennendes Eis
03. Gekentert
04. Zahn Der Zeit
05. AMOK
06. Generation Sex
07. 9mm
08. Krieger Des Lichts
09. Trümmer Und Staub
10. Schattenmann
11. Böser Mann (Bonus)
12. Rot (Bonus)
13. Gekentert (Unplugged) (Bonus)
Release: 02. März 2018
Genre: NDH 2.0
Label: Drakkar Entertainment
Anspieltipp: Generation Sex, Gekentert, Trümmer Und Staub, Rot
Homepage: www.schattenmann.net

Text: Angy Bark

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Eine Antwort zu CD Review: Schattenmann – „Licht An“

  1. Sandrs sagt:

    Sehr treffend formuliert! Da gibt es nichts hinzuzufügen ?zumindest fällt mir grad nix ein ?