Über ein Jahr ist seit dem letzten Einmarsch der Österreicher von Nachtmahr in Berlin vergangen. Doch diesen Herbst war es endlich wieder soweit. Der Tour-Panzer überrollte die Grenze und machte mitten in der Hauptstadt halt. Mit im Gepäck waren donnernde Beats, brachiale Sounds und kompromisslose Texte.
Leider war der Beginn des Ganzen früher als im Internet und auf den Tickets angekündigt. Statt um 21 Uhr muss das Spektakel schon mehr als eine halbe Stunde früher begonnen haben, denn als ich um 20.30 Uhr eintraf, spielte der erste Support-Act – XMH – bereits.
XMH ist eine niederländische Elektro-Industrial-Band. So richtig überzeugen konnten sie nicht, obwohl sie sich wirklich Mühe gaben. Aber mehr als Mitwippen war leider nicht drin.
Der zweite Support-Act V2A heizte da schon mehr ein. Die Engländer überzeugten schon durch ihr auffälliges Bühnenoutfit und dann erst recht durch die eingängigen Melodien ihrer Songs, die schon eher zum Tanzen einluden. Frontmann und Frontfrau von V2A machten ordentlich Stimmung und zogen so das Publikum auf ihre Seite, welches bis zum Ende ihres Auftrittes mitfeierte und tanzte.
Nach einer kurzen Umbaupause war dann das Schlachtfeld für Nachtmahr vorbereitet. Die Tanzdamen des Oberbefehlshabers Thomas Rainer betraten, begleitet von Nebelschwaden und ersten Tönen, die Bühne, gefolgt von den Beatdirektoren Gregor und André und schließlich vom Commander himself. Mit Wir Schreiben Geschichte steckten Nachtmahr direkt mal den Rahmen des Abends ab – es sollte ein denkwürdiges Konzerterlebnis werden, welches in die Annalen der Industrial Geschichte eingehen wird.
Von Anfang an zeigten Nachtmahr, dass es für sie nur eine Richtung gibt: nach vorn! Volle Power! Und das Publikum ging voll mit. „Ich werd gehasst, verdammt, vergöttert“ heißt es in Ich Bin. Und so sind auch Nachtmahr – entweder man hasst sie, oder man liebt sie. Und Berlin liebt sie sehr!
Spätestens beim sechsten Song hatte es dann auch die letzte Reihe verstanden: Tanzen! Lautete der Befehlt. Und wieso? Weil wir‘s können… 😉 Und auch in diesem Jahr konnte das Berliner Publikum scheinbar wieder überzeugen, denn aus I Hate Berlin wurde wieder „We Love Berlin„. Eine neue Liebe, die hoffentlich noch lange bestehen bleibt.
Alles in allem war die Setlist ein schöner Mix aus Altem und Neuem – die perfekte Mischung, um die Fans ins Tanzdelirium zu versetzen. Gehorsam wurde geprägt und auch beim nächsten Einmarsch werden die treuen Nachtmahr Fans wieder zum Appell erscheinen, um an der nächsten Schlacht teilzunehmen und sie zu gewinnen – natürlich in Uniform.
Setlist Nachtmahr: Wir Schreiben Geschichte / Ich Bin / Verräter An Gott / Feuer Frei! / Liebst Du Mich? / Weil Ich’s Kann / Deus Ex Machina / Kriegserklärung / El Chupacabra / Can You Feel The Beat? / Boom Boom Boom / Mädchen In Uniform / Rise And Fall / Tanzdiktator / I Hate Berlin / Katharsis
Text + Photos: Steph Lensky