Livew Review: Sturm auf die Bastille Festival 2018 / Berlin

Der Nuke Club (ehemals K17) brachte am Freitag den 26.10.2018in der Hauptstadt Freunde und Liebhaber der schwarzen Musikszene zusammen. Organisiert von den kreativen Köpfen des Streatteams Berlin (wir berichteten vorab), stieg hier nämlich die 4. Ausgabe des Sturm auf die Bastille Festivals.

Nox Interna, die das ursprüngliche Bandprogramm zierten, konnten aus gesundheitlichen Gründen leider nicht teilnehmen und so sprangen Pokemon Reaktor aus Berlin ein. Schramm, Krankheit und Schattenmann komplettierten das Line-Up.

Das Indoor Festival im Nuke, welches dank den verschiedenen Floors einem kleinen Labyrinth gleicht, begann ganz gemächlich und – für Bands, die bei einem Festival als erstes auf der Bühne stehen – gewohnt etwas lückenhafter vor der Bühne. Dies hielt zum Glück nicht all zu lange an, nachdem das Publikum sich mit dem was sie sahen und hörten vertraut machten. Schließlich konnte die Electropunk-/Industrial Band Schramm, die in Greifswald beheimatet ist, die Menge mit einigen Stücken ihres jüngst erschienenen Albums Nuklear Fetisch überzeugen. Doch kaum waren sie auf der Bühne und mit dem Publikum warm geworden, war ihre Showzeit auch leider schon zu Ende. 

Als Nächstes traten Pokemon Reaktor auf.Die Band, die für Nox Interna einsprang, begann den Abend eigentlich gut, sollte später aber einen großen Faux pas begehen. Sie machten Stimmung, spielten Songs, die wirklich gut ankamen und interargierten mit dem Publikum: nach einem „Zicke-Zacke, Zicke-Zacke“ der Band, welches vom Publikum mit „Heu, heu, heu“ beantwortet wurde, kam dann ihr Fehltritt, der ihren sonst echt passablen Auftritt mit einem schlechten Nachgeschmack zurück lässt. Auch wenn es höchstwahrscheinlich nur spaßig gemeint sein sollte, war das vom Frontmann der Band ausgerufene „Sieg…“ und vom Publikum beantwortete „…Heil!“ in meinen Augen überhaupt nicht lustig. Wir wissen alle aus welcher Zeit dieser Ausruf stammt und dass wir dank einiger politischer Organisationen und weniger intelligenten Menschen kurz davor stehen, wiedermals solch eine Zeit zu erleben. Aber ohne jetzt groß politisch zu werden: Sorry Pokemon Reaktor, aber das ging gar nicht!

Zum Glück machten Krankheit dies relativ schnell wieder vergessen und man konnte sich wieder dem Wesentlichen des Abends widmen – guter Musik! Das Trio aus Österreich sorgte mit ihrem Mix aus Dark-Industrial mit klassischen Einflüssen und Songs ihres im Mai erschienenen Albums Zerberus für gute Laune. Anfänglich mag man zwar noch nicht ganz wissen, was man von ihren Songs halten soll, aber bei genauem Hinhören und Verstehen ihrer Inhalte verfliegt diese anfängliche Unsicherheit sehr schnell. Leider war auch ihr Auftritt zeitlich sehr begrenzt und sie verabschiedeten sich würdig vom Publikum.

Doch kein Grund zur Traurigkeit, denn endlich kam der heiß ersehnte Headliner des Abends: Schattenmann! Die Überflieger, die gefühlt wie aus dem Nichts, aus Licht und Schatten kamen. Die Vorfreude war kaum auszuhalten und man konnte es kaum erwarten bis die Umbauphase endlich vorbei war. Der Platz vor der Bühne füllte sich und es wurde zunehmend kuscheliger. Schließlich war es soweit: die vier Franken aus Nürnberg eröffneten ihre 13-Songs schwere Setlist mit dem Song Schattenmann und begrüßten so das ihnen zujubelnde Publikum. Die darauf folgenden Lieder waren den meisten Anwesenden bekannt – Rot, 9mm und Brennendes Eis zählen schon lange zu den Klassikern der Band, bei denen sich fast 100% der Masse textsicher zeigte. Man mochte schon fast vermuten Schattenmann gäbe es schon seit 4 oder 5 Jahren, weil sie solch eine unfassbare Bühnenpräsenz ausübten. Aber dem ist nicht so, denn erst Ende 2016 traten die vier Schattenmänner hervor. Dies spricht für sie und ihren wohlverdienten Erfolg. Mit weiteren Ohrwurm-verdächtigen Songs bewegten sie die Zuhörerschaft im Nuke zum Tanzen, Toben, Pogen, Feiern und Mitsingen. Bei Krieger Des Lichts wurde abermals ein Fan in die Schattenmann-Familie aufgenommen, ein berührender Moment, der immer wieder Gänsehaut erregt. Wie es die Band vorab schon angekündigte, wurden auch zwei neue Songs präsentiert. Zuvor bat Sänger und Frontmann Frank Herzig die Fans ihre Handys in den Taschen zu lassen und den Moment einfach zu genießen. Verständlich, denn die Veröffentlichung im World Wide Web sollte schon zuerst durch die Band selbst erfolgen. Als erstes feierte der Song Epidemie auf der Bühne Premiere und zog das Publikum direkt mit. Und auch der zweite neue Song Kopf Durch Die Wand ist wieder ein echter Brecher. Aber mehr verrate ich euch über die neuen Songs noch nicht! 😉 Nur so viel: ein riesen Lob für soviel Arbeit, Zeit, Leidenschaft und Kreativität! Denn nach nur 8 Monaten nach VÖ ihres ersten Albums Licht An neues Material präsentieren zu können ist eine starke Leistung! Dann ist ja auch ein neues Album in Sichtweite, oder nicht?! Diese und weitere Fragen stellte ich Frank Herzig in einem Interview, welches ihr bald hier auf Passion and Promotion finden könnt… 😉

Mein Fazit zum Sturm auf die Bastille Festival 2018: Das Preis-Leistungsverhältnis war gerecht und eine passende Band-Auswahl war auch gegeben – auch wenn sich eine Band mit einer unüberlegten Äußerung ins eigene Fleisch schnitt, aber dafür kann das Streatteam Berlin als Veranstalter ja auch nichts. Kleine Kritik und Anregung für’s nächste Mal: die Bühne war etwas sparsam von ihrer Fläche her, vielleich wäre die größere Bühne in der Halle nebenan den Bands gerechter geworden. Aber ansonsten hat es dem Fanherz an nichts gefehlt. Rundum ein gelungenes Festival. Bis nächstes Jahr, Sturm auf die Bastille Festival! ?????
 

Text: Angy Bark
Photos: Streatteam Berlin

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