Nachdem mich das neue Album Alive In New Light musikalisch sehr beeindruckt hatte (das Review gibt es dazu hier), musste ich auch die Gelegenheit nutzen die in Los Angeles beheimatete Band IAMX live zu erleben. Zum Zeitpunkt, als ich den Vorbericht verfasste, war mir noch nicht bekannt, welche Band an diesem Abend den Support geben würde. Kurz nach 20:00 Uhr wurde es mir dann schlagartig klar woran das lag: Es gab keine! 🙂 In Zeiten, wo ein Support für den Support allmählich zum Standard wird, ist dies mehr als angenehm und schon ein gewisser Luxus; gerade für alle die, bei denen der Wecker den Schönheitsschlaf früh morgens unterbricht.
Und IAMX brauchten auch keine Anheizer, denn im Saal brodelte es bereits und die Gäste forderten eindringlich den Beginn des Dresden-Konzerts der „Alive In New Light“-Tour, den die 4-köpfige Band genüsslich für wenige Augenblicke hinauszögerten.
Die Erfahrungen aus dem Kulissenaufbau der Videosingleauskopplung Stardust setzte Chris Corner sogleich auch bei Alive In New Light um mit Spiegeln, Strahlern und Spotlights. Auch in diesem Sinne kann der Titel des am 02.02.2018 veröffentlichten Albums metaphorisch verstanden werden. Die Bühnenshow wurde erneut auf ein neues Level gehoben. Das Spiel mit Licht und Schatten war eine Augenweide. Nebel wurde nicht als bloße Vernebelung der Bühne eingesetzt, sondern als bewusstes Element. Eine wahre Herausforderung für Fotografin Anne. Beim Stück I Come With Knives blitzte gar der ganze Saal und der Beat stampfte dazu.
Zu all diesen Elementen gesellte sich eine Skulptur aus Mikrofonen und Tasteninstrument, welches den Hauptarbeitsbereich von Mastermind Chris Corner darstellte. Er selbst war erwartungsgemäß auffallend gekleidet und ließ nur selten einen Blick auf das aufwendige Make-up erhaschen. Doch durch eine Videoinstallation direkt hinter Drummer Jon Siren gab es ja genug zu sehen. Unter anderem tauchte dort das überdimensionale Abbild von Kat von D auf, die beim aktuellen Album als Duettpartnerin zu hören ist. Bei Stalker, Stardust, Body Politics und The Power and the Glory wurde sie von den beiden mitgereisten Keyboarderinnen Sammi Doll und Janine Gezang gesanglich perfekt vertreten. Letztere trug übrigens immer noch genau die Frisur, die ihr die Tattooqueen im Video zur ersten Auskopplung verpasste. 🙂
Wenn es nach dem sächsischen Publikum geht, böte sich Stalker übrigens sehr gut als eine weitere Singleauskopplung an, denn dessen Textpassagen schien der halbe Saal des Beatpols bereits auswendig zu können und wusste, dass sie dem „Knock Knock / I am here for you“ mit einem gehauchten „Who is there?“ entgegnen mussten. Kurz und gut: „It was fuckingtastic“, um es einmal mit den Worten von Chris Corner zu sagen.
Und nachdem es bei der Zugabe ordentlich was zu tanzen gab, wurde mit The Power and the Glory das Publikum stimmungsvoll in die Nacht entlassen. Und ich darf mich an dieser Stelle wiederholen: Ein frühes Konzertende unter der Woche ist mehr als angenehm. Besonders wenn die zurückliegenden 1,5 Stunden so eindrucksvoll waren.
Von dem angekündigten, den Albumrelease begleitenden Merch gab es an diesem Abend nicht wirklich viel am Merchstand zu entdecken, aber vielleicht war dieser auch nur unter dem Ladentisch zu bekommen oder war bereits restlos ausverkauft. Dann halt beim nächsten Mal, was es für mich sicher geben wird, wenn IAMX wieder in der Nähe sind. 🙂
Setlist IAMX: Alive in New Light / Break the Chain / I Come With Knives / Happiness / Stalker / Stardust / Exit / North Star / Body Politics / No Maker Made Me / Spit It Out / Your Joy Is My Low / [Encore] / The Alternative / Kiss + Swallow / The Power and the Glory
Text: Ginger Chan
Photos: Anne Him (Anne HIM Photography)