Festival Preview: IV. Sturm auf die Bastille

Wenn von oben die Sonne brennt, wünscht man sich doch manchmal ein schattiges Plätzchen bei einem Festival. Dies hat man garantiert bei einem Indoor-Festival. Das es aber dort nicht so heiß ist wie dieser Tage auf den Open Airs ringsherum, dies liegt zuweilen am LineUp. Eine ähnliche Temperaturvorhersage lässt sich dieser Tage schon für den 26. Oktober in Berlin treffen, genauer gesagt für den Nuke Club. Dort wird die 4. Ausgabe des Sturm auf die Bastille – Festival einkehren und SchattenmannNox InternaKrankheit und Schramm mit sich führen.

Doch bevor es losgeht, hatten wir die Möglichkeit mit dem Mann zu sprechen, der dies mit all seinen Helfern erst möglich macht: Thomas Kreusch, Mitgründer des Streetteam Berlins. Erfahrt in unserem kleinen Plausch was sich hinter einem Streetteam verbirgt und wie es eigentlich zum Festival kam. 🙂 
 
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Ginger: Eurer Festival ist ja die Vervollkommnung einer Streeteam-Arbeit; die Arbeit des Streetteams Berlin. Wie kam es dazu?

Tommy: Puh, dazu müsste ich etwas ausholen. Aber um es so kurz und knapp wie möglich zu machen, das war eigentlich eine Entscheidung, die zum Teil aus dem Bauch aber auch mit verdammt viel Gefühl von Herzen her kam. Seinerzeit 2007 – ganz genau am 21.4.2007 – waren wir zu der mit uns befreundeten Band Eisbrecher, damals noch ganz frisch in ihren Anfängen, gefahren, um uns das Konzert als Support von Tanzwut in Aschaffenburg anzusehen. Ja wir waren damals bereits verrückt genug unseren Lieblingen beinah überall hin zu folgen.
Kurz entschlossen fassten wir den Plan Eisbrecher promotechnisch mit unseren wenigen Mitteln, die wir hatten, unter die musikalischen Arme zu greifen. Mit 300 selbst entworfenen Flyern, die uns seinerzeit stolze 65 Euro kosteten, warben wir also, wieder zurück in Berlin, beim Zita Rock Festival auf der Spandauer Zitadelle für die erste Headlinertour von EisbrecherAlexx wusste von unserer Aktion und war zuerst erstaunt nicht einen einzigen der verteilten Flyer am Boden liegend zu finden. Als dann aber die Fans die Dinger als Autogrammkarte bei der Autogrammstunde nutzten war er mehr als erstaunt und glücklich, hatte die Band doch selbst nichts an Karten dabei.
Nun ja, die Anfänge… Es machte uns solchen Spaß zu sehen wie die Band reagierte und auch die Fans, dass wir beschlossen dasselbe auch für andere Bands zu tun. Corvus Corax und Extrabreit waren die Nächsten. Einige andere folgten sehr schnell, unter anderem eine Band Namens Unzucht, die wir genau dort, im K17 Club – heute Nuke Club „unter Vertrag“ nahmen. Auf dem Zita Rock 2010 kamen dann Tanzwut, Staubkind, Letzte Instanz und viele mehr dazu. Ja und heute sind es unzählige Bands, Veranstalter, Konzerthäuser und und und. Übrigens machen wir das nach wie vor als eine-Hand-wäscht-die-andere-und-beide-das-Gesicht Deal… . Nur in Ausnahmefällen fließen hier auch Bezahlungen anderer Art. Aber glaubt mir die Vorteile und Kontakte, die wir dadurch gewonnen haben, sind unbezahlbar. Deshalb, weil wir ja auch von etwas leben müssen weil die Promotionkosten irgendwie finanziert werden müssen, riefen wir unter anderem das Sturm auf die Bastille Festival und das Electronic Heart Attack ins Leben. Wobei der eigentliche wirkliche Hintergrund der ist, das wir uns wünschen, das der werte Fan die Möglichkeit erhält seine, wenn auch noch nicht ganz so bekannten und weniger mainstreamlastigen Bands live erleben kann und das zu Preisen, die sich im Vergleich zum Gebotenen wirklich sehen lassen können. Das SadBF war und ist eine Bauch/Herz Geschichte die ich mir zusammen mit Ric Q. Winther von Herzparasit und einem weiteren Künstler, der hier nicht weiter genannt werden soll, aus genannten Gründen ausgedacht haben und 2018 nun zum 4 Mal starten wird.

Ginger: Aktuell musste das Berliner Gothic Treffen seine Veranstaltung absagen aufgrund geringer Vorverkaufszahlen. Das schürt bei den einen oder anderen natürlich den Gedanken das Ticket an der Abendkasse zu erwerben anstatt per Vorabzahlung, da sonst im Extremfall das Geld futsch ist. Könnt ihr dieser Verunsicherung entgegengehen bezüglich dem Sturm auf die Bastille Festival?

Tommy: Also momentan kann ich sagen, es sieht sowohl im VVK wie hoffentlich auch dann am Tag des Festivals ganz gut aus. Karten wird es geben und gibt es natürlich zurzeit auch im VVK. Bedenken das Euer Geld futsch ist wenn Ihr im VVK kauft braucht Niemand zu haben. Wir garantieren, für den ziemlich unwahrscheinlichen Fall, dass das Festival aus unerklärlichen Gründen abgesagt werden müsste, zu 100% die Rückerstattung Euer Ticketkosten. Dass das BGT abgesagt werden musste ist sehr bedauerlich, nur ist es als Veranstalter – und hier besonders bei solch kleinen Festivals – wirklich verdammt schwierig zu kalkulieren. Wir investieren in die Festivals ja selbst eine Menge Geld in Vorkasse, Hotels müssen gebucht werden, Werbung muss bezahlt werden und manche Band möchte halt gern einen Gagenvorschuss. Wenn dann im Vorfeld kein oder nur ein sehr schlechter VVK erzielt wird, dann bleibt oft nur die Absage oder halt alles auf eine Karte zu setzen und die heißt Abendkasse. Das BGT hatte sicherlich noch andere Probleme, aber darauf möchte ich nicht eingehen. Fakt ist, dass sie den Weg der Absage gewählt haben und ich denke, dass sie für sich die wohl richtige Entscheidung getroffen haben.

Ginger: Bei der diesjährigen Ausgabe wird es ja richtig EMB / NDH –lastig. Wie ergab sich das 2018er LineUp?

Tommy: Ja, das ist eine verdammt gute Frage. Also Schattenmann sind ja seit ihrer Entstehung einer unserer Favoriten und da sie 2017 so schon rein gehauen haben, dachten wir warum nicht 2018 eine Wiederholung. Nox Interna und Krankheit konnten uns bei einigen Gigs, die wir bisher mit ihnen erleben durften, voll überzeugen. Die sind beide so richtig schön Noxtalgisch Krank und deshalb war klar, die müssen mit dazu. Schramm, tja, die haben uns einfach mal so aus dem Stehgreif beim Sin City Festival im Sturm erobert. Und was passt da besser, als mit dieser verdammt sympathischen Band die Bastille zu stürmen? Alles in Allem ist es auf alle Fälle eine schöne bunte, schaurige Gesellschaft. Und am 31.10 ist ja Halloween. Wer weiß vielleicht kommt ja der eine oder Andere gar schon genauso schön gruselig be/verkleidet zu unserem schönen Fest, dann feiern wir eine Halloween Aftershowparty wie es sich zu dieser Zeit gehört… .

Ginger: Und wie ergab sich eigentlich der Name? Am 26.10. wird ja eher der Nuke Club in Berlin gestürmt anstatt die Bastille in Paris? 😀

Tommy: Wie gesagt, das war so eine Geschichte die sich zwischen einer Tasse Kaffee und diesem Plan ein Festival für die kleinen zu gründen ergab. Wir suchten nach einem Namen, der irgendwie aussagen sollte, ‚Hey Leute wir kommen um Euch im Sturm zu erobern und Euch zu zeigen, das wir Kleinen es genauso können wie die Großen.‘ Ric Q. Winther kam dann letztendlich auf Sturm auf die Bastille und ich entwarf dazu passend den Revolutionär der mit seiner wilden Gitarre zum Sturm auf jede Bastille in der sich Musik verbreiten lässt blasen wird. Vielleicht, wer weiß das schon, irgendwann wirklich auf der Zitadelle Spandau… 😉

Zum Schluss möchte ich mich noch bei Dir bedanken, dass du mir/uns die Möglichkeit gegeben hast uns mal zu offenbaren. 1000 Dank an all unsere befreundeten Bands, Musiker, Veranstalter und sonst allen die uns seit über 11 Jahren Dinge haben erleben lassen, die wir uns nie hätten träumen lassen. 1000 Dank an ein unschlagbares Streetteam Berlin, ohne die das alles gar nicht möglich gewesen wäre und unzähligen Dank an alle Konzertbesucher da draußen, das Ihr uns so viele Jahre ertragen habt und uns durch Euren Besuch unserer Festivals Eure Treue beweist. Danke!

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Und ich möchte mich meinerseits bei Tommy Kreusch für den interessanten Einblick in das Schaffen und Wirken eines Streetteams bedanken und bei allen Unterstützern, Helfern, den Künstlern und Musikern und natürlich den Konzertbesuchern und Lesern. Denn seien wir ehrlich, gäbe es euch nicht, gäbe es diese Seite hier nicht, auf der wir über Events – wie zum Beispiel die vorangegangene Ausgabe des Sturm auf die Bastille – Festival berichten dürfen. 1000 Dank. 🙂

Text + Interview: Ginger Chan
Photos: Steph Lensky

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